Wurmerkrankung

Bilharziose: Merck spendet 500 Millionen Tabletten

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Abidjan -

Im Wasser planschen kann für Kinder in vielen Teilen Afrikas schlimmstenfalls tödlich enden: In stehenden Gewässern lauert oft die tückische Wurmerkrankung Bilharziose. Über den Kontakt mit verunreinigtem Wasser infizieren winzige Würmer in Afrika jedes Jahr mehr als 200 Millionen Menschen, vor allem Kinder. An der Krankheit sterben jährlich Zehntausende Menschen. „Bilharziose ist wahrscheinlich der größte Killer, von dem Sie noch nie gehört haben“, erklärt das globale Bündnis zur Bekämpfung der Krankheit (GSA).

In einer Schule bei Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, bekamen nun deshalb rund 2000 Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren präventiv das Bilharziose-Medikament Praziquantel. Mit solchen Aktionen zu flächendeckender präventiver Behandlung und parallelen Aufklärungskampagnen will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Bilharziose zurückdrängen. „Die Krankheit betrifft vor allem arme Menschen in den Tropen, die nur unzureichend Zugang zu sauberem Wasser haben“, erklärt WHO-Experte Amadou Garba.

Im frühen Stadium führt Bilharziose oft zu Bauchweh, Durchfall und Blut in Stuhl oder Urin. Ohne Behandlung entwickelt sie sich zu einer chronischen Krankheit, die zu schweren Organschäden führen kann, etwa zu Nierenversagen. „Weil es keine akut dramatische Krankheit ist, glauben die Menschen, es wäre nicht so gefährlich“, sagt Garba. „Bilharziose ist ein schleichender Killer.“ Die WHO zählt Bilharziose zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten.

Die parasitäre Krankheit wird beim Kontakt mit verunreinigtem Wasser oder stehenden Gewässern übertragen – etwa beim Baden, Fischen oder Wäschewaschen. Die Larven der Saugwürmer bohren sich in die menschliche Haut, dringen in Blutgefäße ein und befallen dann nach und nach auch Organe. Laut WHO wurden 2014 weltweit rund 62 Millionen Menschen wegen Bilharziose behandelt – aber rund 150 Millionen Infizierte gingen leer aus.

Das deutsche Pharmaunternehmen Merck hat sich den Kampf gegen die Krankheit auf die Fahne geschrieben. Seit 2008 hat das Darmstädter Unternehmen dafür 500 Millionen Tabletten Praziquantel an die WHO gespendet. Künftig sollen es sogar 250 Millionen pro Jahr sein. Dafür setzt die Firma nach eigenen Angaben jährlich über 20 Millionen Euro ein. „Unser Ziel ist es, Bilharziose in Afrika auszurotten“, sagte die Leiterin der Gesundheitssparte von Merck, Belén Garijo. Bis 2030 soll es soweit sein. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um dieses Ziel zu erreichen“, sagte sie anlässlich der Verteilung von Praziquantel bei Abidjan.

Der WHO zufolge sterben jährlich zwischen 20.000 und 200.000 Menschen durch Bilharziose. Die Schätzung der Opferzahl ist so unpräzise, weil die Menschen zumeist an unspezifischen Folgen der Krankheit sterben, wie Organversagen, dann aber nicht auf Bilharziose getestet werden.

Eine Impfung gegen die Krankheit gibt es nicht. Bilharziose kann aber mit Praziquantel gut behandelt werden. Für Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren gibt es allerdings kein geeignetes Medikament. Merck arbeitet derzeit an der Entwicklung eines solchen Präparats, das 2019 auf den Markt kommen soll. „Das wird dem Kampf gegen Bilharziose einen Pusch geben und dazu beitragen, das Ziel der Ausrottung der Krankheit zu erreichen“, sagte Garijo.

Experten betrachten das Ziel als sehr optimistisch, zumal das nicht allein mit Tabletten erreicht werden kann. „Dafür muss ein Land mit Medikamenten Chemoprophylaxe betreiben, den Zugang zu sauberem Wasser sicherstellen und Gesundheitsaufklärung betreiben“, sagt Garba. Und das ist leichter gesagt als getan. In besonders betroffenen Ländern wie zum Beispiel Tansania, Madagaskar und Kongo hat derzeit UN-Daten zufolge nur rund die Hälfte der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser. „Wir brauchen im Kampf gegen Bilharziose noch größere Anstrengungen“, fordert Garba.

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