Die Gruppe „Medikamentenflohmarkt Medikamente & Hilfe“ auf Facebook boomt: Statt 88 treiben sich mittlerweile satte 123 Mitglieder auf dem öffentlichen Facebook-Schwarzmarkt für verschreibungspflichtige Arzneimittel herum. Die Kritik an der Gruppe können die User:innen keineswegs nachvollziehen. Das verwundert nicht, denn: Das Geschäft lohnt sich, Interessenten gibt es ausreichend.
Der erste Artikel zum Medikamenten-Schwarzmarkt machte beim Rx-Flohmarkt schnell die Runde: „Hier wird kritisch über diese Gruppe berichtet“, postet ein User mit dem Verweis auf den Beitrag im Forum des Flohmarkts. Er gibt zu bedenken, die Gruppe auf privat zu stellen. „Medikamenten-Lieferengpässe gibt es seit Jahren und keiner tut was dagegen, aber wenn sich Leute selber helfen, wird das gleich angegriffen.“
Dass es sich beim Rx-Flohmarkt um keine Hilfe zur Selbsthilfe handelt, wird mit einem Blick auf die Beiträge und Fotos schnell deutlich. Müllsäcke voll mit Medikamenten werden gepostet und nicht nur Rx-Angebote und -Gesuche gelistet, sondern auch echte Rezepte angeboten. Die Userinnen und User wissen genau, worauf sie sich einlassen, denn: Der Packungspreis und -menge stehen im Fokus der Verhandlungen. Hier geht es nicht um ein gegenseitiges Aushelfen, sondern ums Geschäft.
Wem der Kauf von Rx-Ware über Facebook zu heikel ist, der kann auch auf alternative Angebote zurückgreifen: „Biete ein echtes Ozempic-Rezept an“, schreibt ein anonymer User. Die Verordnung werde nicht mehr benötigt, bei Interesse könne man sich gerne melden. Fragen zum Angebot beantwortet der Verkäufer öffentlich nicht; wohl aber zur privaten Kontaktaufnahme, die scheint dem ein oder anderen User Schwierigkeiten zu bereiten.
„Suche Viagra“, schreibt jemand, die Antwort einer Dealerin kommt prompt: „Nimm das Medekinet (sic!), wirkt genauso … .“ Neben Unwissenheit könnte der Dealerin hier unterstellt werden, dass sie kein Viagra, sondern nur Medikinet auf Lager hat. Der Suchende hat zumindest angebissen, denn: Er schreibt der Dealerin öffentlich, dass er ihr eine private Nachricht (PN) geschickt hat.
Die Dealerin ist in der Rx-Flohmarkt Gruppe keine Unbekannte: Maßgeblich bietet sie Saxenda und Medikinet an. Andere Verkäufer scheinen angebotstechnisch breiter aufgestellt zu sein. Tramadol, Zopiclon, Saxenda: Bestimmte Namen tauchen unter den Gesuchen in der Gruppe immer wieder auf, mit der Bitte, sich per PN zu melden.
Während einige Dealerinnen und Dealer mit kurzen Nachrichten wie „Meld‘ dich“ oder „PN“ auf Gesuche antworten um die restliche Abwicklung in PNs zu klären, scheinen andere ausgeblendet zu haben, dass sie in einer öffentlich einsehbaren Gruppe bei Facebook illegal mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln handeln. Denn: Sie posten öffentlich ihre Handynummer, gepaart mit der Frage, wer denn die Einträge überhaupt lesen kann.
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