Kriminalität

Betrüger täuschten Behinderung vor APOTHEKE ADHOC, 15.02.2018 13:16 Uhr

Berlin - 

Es war eine besonders dreiste Masche, mit der die fünf Südamerikaner bei diversen Apotheken und Geschäften im Münchner Umland tausende Euro ergaunerten. In Freising allerdings ging ihre Strategie, eine Behinderung vorzutäuschen und damit die Mitarbeiter abzulenken, nicht auf. Die Angestellten von zwei Apotheken erwiesen sich als zu clever. Nun sitzt das Quintett auf der Anklagebank vor dem Landgericht München (LG).

Das erste Mal haben die Südamerikaner vor fast zwei Jahren zugeschlagen. Im April 2016 betraten sie eine Apotheke in Geretsried. Der Chilene Manuel S. tat laut Staatsanwaltschaft so, als sei er geistig behindert. Er habe dann einen Gummiball über den Kassentresen oder in die Büroräume geworfen. Während andere aus der Gruppe den Verkäufer ablenkten, lief ein weiteres Bandenmitglied dem Ball nach und stahl aus der Kasse gut 6000 Euro.

Nun muss sich die Bande vor dem LG unter anderem wegen des Vorwurfs des Bandendiebstahls verantworten. Ermittlern zufolge haben die vier Männer und eine Frau im Jahr 2016 auf diese Weise viele Geschäftsleute im Großraum München bestohlen. In einer Holzkirchner Apotheke soll die Bande mit ihrem Trick 3000 Euro erbeutet haben, in einem Rewe-Markt in Kiefersfelden über 6000 Euro. Dabei gingen sie laut Staatsanwaltschaft immer mit der gleichen Masche vor: Manuel S. warf den Ball, ein anderer lief hinter den Tresen und griff in eine der Kassen oder klaute Geld aus dem Büroraum.

Später bleiben die Angeklagten jedoch in mehreren Apotheken offenbar erfolglos. So fielen beispielsweise die Apothekenmitarbeiter in Freising nicht auf den Trick herein. Sie wurden laut Medienberichten argwöhnisch, als der Chilene seine Masche wieder abziehen wollte. „Als die Angestellten sich nicht von dem Ball ablenken ließen, erkannten die Täter, dass sie ihr Vorhaben nicht umsetzen konnten“, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt.

Weil sie auch in anderen Apotheken im Großraum München wieder unverrichteter Dinge abziehen mussten, änderte ein Teil der Bande nach Überzeugung der Ermittler bereits im Mai 2016 seine Strategie. In den folgenden Wochen sollen mehrere der Beschuldigten in zahlreiche Häuser im Münchner Umland eingebrochen sein. Allein bei einem Einbruch in Sauerlach sollen sie so Schmuck und Bargeld im Wert von gut 30.000 Euro gestohlen haben.

Auch einen Bankautomaten in Oberhaching wollten sie laut Polizei sprengen. „Aber wir wollten niemanden gefährden, weshalb wir das extra am späten Abend gemacht haben“, soll einer der Angeklagten laut Münchner Merkur vor Gericht gesagt haben.

Zwar sind mehrere Angeklagte in weiten Teilen geständig. Mitunter schieben sie sich jedoch die Schuld gegenseitig zu. Die mutmaßlichen Täter waren wohl im Frühjahr 2016 mit vielen Hoffnungen nach Bayern gekommen: Damals war wegen der vielen ankommenden Flüchtlinge die Grenze kaum kontrolliert worden. Er habe das Beste für seine beiden Kinder gewollt, rechtfertigte sich etwa Enrique A., der die Gaunereien weitgehend einräumt. Sein Baby habe „ein Kinderbett und einen Kinderwagen gebraucht“, wird er in der Regionalzeitung zitiert. Ein Urteil soll frühestens im März gefällt werden.