Deutsches Apotheken-Museum Heidelberg

Besucherrekord bei den alten Mörsern

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Berlin -

Euphorische Nachricht aus Heidelberg: 2017 besuchten 740.000 Menschen die Dauerausstellung zur Geschichte der Heilkunde im Deutschen Apothekenmuseum. Damit zählt es zu den 26. bestbesuchten Museen Deutschlands. So ein vergleichsweise kleines Haus? Wie kann das sein? Die Museumsdirektorin liefert die Erklärung.

„Die Zahlen sind absolut seriös, sie stammen vom Institut für Museumskunde in Berlin“, sagt Museumsdirektorin Elisabeth Huwer. „Zum einen macht das unsere tolle Sammlung und zum anderen unser Standort, das Heidelberger Schloss. Viele Schlossbesucher kommen zu uns. Davon profitieren wir.“ Für die Schlossbesucher sei das Apothekenmuseum eine Überraschung. „Und für uns ist das eine Herausforderung, wir freuen uns, wenn jemandem, der erst überrascht ist, das Museum gefällt.“

In einer Mitteilung verkünden die Experten: „Damit behauptet das beliebte Haus innerhalb der rund 6300 Museen in Deutschland erfolgreich und konstant einen herausragenden Platz in der mit rund 0,5 Prozent nur sehr kleinen Gruppe von 26 Museen der bestbesuchten Museen Deutschlands.“

Die Exponate sind mehrsprachig beschriftetet und die Besucher aufgeschlossen: „Wir bekommen hier dieselben Fragen gestellt wie Mitarbeiter in der Offizin. Ich bin keine Pharmazeutin, sondern Historikerin, kann sie aber mittlerweile gut beantworten. Man kommt mit den Besuchern leicht und toll ins Gespräch.“

Zu den am häufigsten gestellten Fragen gehört, warum es so viele Apotheker gibt. „Wir erklären dann, dass die Zahl der Apotheken sinkt und von den Problemen der Apotheken auf dem Land, wo viele Kunden einen weiten Anfahrtsweg haben. Wir können ganz viel aus dem Nähkästchen plaudern. Auch über die Pflichten der Apotheker, die sind vielen Menschen nämlich nicht bewusst.“

Da das Touristendasein stressig und anstrengend sein kann, fragen einige auch immer wieder nach Aspirin. Das Museum hat natürlich keine angeschlossene Apotheke. „Aber wir haben als Ausstellungsstück Aspirin aus dem Jahr 1917. Ich sage den Besuchern aber immer, das ich das nicht mehr einnehmen würde“, erzählt die Direktorin lächelnd.

Neben den Touristen aus aller Welt will das Apothekenmuseum auch Menschen, die in und um Heidelberg leben, Interessantes bieten. „Man kann bei uns zum Beispiel Abendführungen oder Kindergeburtstage buchen“, sagt Huwer. „Die Hexen- und Harry Potter-Geburtstagspartys sind sehr beliebt. Wir machen eine kleine Führung, die Kinder können Tee mischen, Brausepulver oder Salben herstellen.“ Oder ein Amulett basteln, das gegen böse Geister helfen soll. Die Kräuterrezepte dafür stammen sozusagen aus erster Hand, das Deutsche Apotheken-Museum sammelt seit über 80 Jahren Kräuterbücher. „Wir haben eine der am besten bestückten Sammlungen im deutschsprachigen Raum.“ Zu den kostbarsten Büchern gehören alte Arzneibücher aus dem 15. Jahrhundert, allein aus dem 16.- 18. Jahrhundert umfasst die Sammlung rund 4000 Bücher. „Dazu kommen noch rund 6000 Bücher aus jüngeren Jahren“, so Huwer.

Für die Großen gibt es Themenabende wie zum Beispiel „Mord aus zarter Hand“ am 29. Juni. Die Website bewirbt den Abend für „mutige“ Gäste, sie werden humorvoll und kaltblütig durch die Tiefen seelischer Abgründe berüchtigter Giftmörderinnen geführt. „Lernen Sie die Finessen gekonnter Darreichung kennen, denn auch Morden will geübt sein“, lautet die Werbung auf der Museums-Website. Ob das eine gute Werbung für den Apothekerberuf ist, muss jeder selbst entscheiden.

„Das Herzstück des Museums ist unsere Rohstoffsammlung mit über 1000 Ausstellungsstücken“, sagt Huwer. Im Museum ist alles zu sehen, was die Herzen von Offizin-Liebhabern oder -Mitarbeitern und auch deren Kunden höher schlagen lässt: antike Gefäße, Mörser und Reibschalen, Rezeptur- und Laborgeräte, Mobiliar, Arzneidrogen, Fertigarzneimittel, Haus- und Reiseapotheken, Schilder. Auch der schriftliche Nachlass des Apothekers und Morphin-Entdeckers F.W. Sertürner (1783-1841) ist in Heidelberg zu bestaunen.

Gründe, das Museum aufzusuchen, gibt es also genügend. Nicht nur das Berliner Institut für Museumskunde bescheinigt dem Museum in Heidelberg Attraktivität, auch die Reisenden sind voll des Lobes. Das Reiseportal Trip Advisor verlieh dem Museum kürzlich ein Zertifikat für Exzellenz mit Bestnoten der User. Dass das Deutsche Apothekenmuseum so weit vorn in der Beliebtheit der Museumsbesucher rangiert, ist eine tolle Leistung. Immerhin 6712 Museen gibt es bundesweit, für die Auswertung der statistischen Zahlen haben 4699 Häuser mitgemacht. Über 111 Millionen jährliche Besucher haben alle Museen verzeichnet, insgesamt gibt es einen leichten bundesweiten Rückgang der Zahlen.

Nicht im Deutschen Apotheken-Museum, dort spricht man von ständig steigenden Besucherzahlen. Vor 15 Jahren lagen sie noch bei rund 600.000 Personen im Jahr, seit zwei Jahren bei mehr als 700.000. Eine beeindruckende Steigerungsrate. Zum Vergleich: Die Staatlichen Museen Berlin verzeichnen rund 3,8 Millionen Besucher im Jahr. Manchmal sieht man sogar Schlangen vor den Gebäuden.

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