Weihnachtsdeko

Herrrrreinspaziert...! Silvia Meixner, 04.12.2018 10:10 Uhr

Berlin - 

Kinder drücken dem Weihnachtsmann gern die Nase. Oder prüfen, ob die Karotte des Schneemanns echt ist. Ist sie nicht. Sie ist aus Plastik, aufblasbar und gehört zur Weihnachtsdekoration der Kölner Paradies Apotheke. Apotheker Dirk Vongehr entdeckte die Deko-Idee bei einem Freund im Büro.

„Er hatte sie über seinem Schreibtisch angebracht, ich dachte, tolle Idee“, erzählt er. Eigentlich sind Weihnachts- und Schneemann und grüner Bogen als Außendekoration gedacht, aber wenn die Raumhöhe stimmt, warum nicht. Preisgünstig ist die Deko auch noch: „Ich habe sie für kleines Geld online bestellt“, sagt Vongehr. Sie kostet 100 Euro, dazu ein kleiner 12-Volt-Motor, der die Gestalten hübsch aufgeblasen hält. „Die Deko passt perfekt über unseren Eingang“, sagt der Apotheker. Die ersten Kollegen haben schon nachgefragt, wo es Schnee- und Weihnachtsmann gibt und wollen nachziehen. Und auch auf Facebook kommt die Dekoration gut an, es gibt viele Likes.

Schmücken oder nicht – das ist die Frage dieser Tage in den Apotheken. Heike Belgert, Inhaberin des Berliner Werbeateliers Art Window, hat viele Apotheker unter ihren Auftraggebern. Ihr gutes Händchen für die fröhliche Umsetzung von Gesundheitsthemen hat sich in der Branche mittlerweile herumgesprochen. Rund um das erste Advents-Wochenende geht‘s traditionell los. „Ein schönes Schaufenster ist wie eine Eintrittskarte“, sagt sie. „Die Botschaft ‚Wir sorgen für dich‘ strahlt nach außen.“

Ihre Philosophie ist klar: „Dekoriere lieber nicht als lieblos.“ Kunden merken, wenn jemand den Plastikweihnachtsbaum vom Vorjahr, nicht entstaubt, in Eile dekoriert, ins Schaufenster gestellt hat. Schmücken sollte niemals eine lästige Pflicht sein. „Egal, welche Stilrichtung man macht, es muss bis ins Detail schön sein“, lautet ihr Profi-Ratschlag. „Man merkt es der Dekoration immer an, ob sich jemand Zeit genommen hat oder es mal eben nebenbei gemacht hat.“

Ein Beispiel: Viele Geschäftsleute greifen zur Deko mit Fake-Geschenken. Hübsch und ordentlich verpackt, mit toller Schleife herumgewickelt, kann es ein einfacher, aber schöner Blickfänger sein. Was aus Sicht der Expertin gar nicht geht: Schnell und nachlässig einpacken und die Schleife nicht ordentlich binden. Diese Dekoration geht nach hinten los. So etwas möchte man schließlich auch nicht zu Hause haben, warum also sollte man die Offizin damit verunstalten?

Jedes Jahr wird auch in Sachen Dekoration von Trends bestimmt. „Derzeit ist das sogenannte Greenery-Thema aktuell“, sagt Belgert, „es ist sozusagen der Gegentrend zur Digitalisierung.“ Erlaubt ist alles, was an Natur erinnert, darunter Holz, Pflanzen, warme Farben. „Wichtig ist, dass es ein harmonisches Bild ergibt“, erklärt die Expertin. Greenery ist die Pantone-Farbe 2017, ein frischer, gelbgrüner Farbton, der als Symbol für einen Neuanfang steht. Und da er so hübsch ist, führen seine Fans den Trend 2018 einfach weiter.

Alles, was lieblos und unorganisiert als Dekoration im Schaufenster landet, irritiert die Kunden. Die gute Nachricht für Menschen, die Gold und Glitter lieben: Zu Weihnachten darf sein, worüber man sonst gerne lächelt. „Wenn Kitsch, dann viel Kitsch“, meint die Expertin. Unter Kitsch verstehe allerdings jeder etwas anderes: „Es hängt davon ab, wie man sozialisiert wurde.“ So liebt der eine Schwibbögen, der nächste Hirschgeweihe mit Glitterdeko. Zu Weihnachten darf es glitzern, blinken, leuchten. Und jeder hat sein persönliches Deko-No-Go. Bei Belgert sind es Wattebällchen, an Fäden aufgezogen, die Schnee symbolisieren soll. „Das ist gruselig, das tut richtig weh!“ Horrorvorstellung Nr. 2: „Drapierungen mit Stoff auf dem Boden. Das habe ich kürzlich in einem Apotheken-Schaufenster in Berlin gesehen. Da wünscht man sich eine Geschmackspolizei...“

Belgert hat einen einfachen Trick, wie man ein Schaufenster – nicht nur zur Weihnachtszeit – effektvoll „schmücken“ kann. „Räumen Sie das Schaufenster komplett leer, verdecken Sie es mit Papier und lassen Sie nur ein kleines Loch.“ Die Neugier siegt. Die Kunden werden kommen, versprochen.