Mordmerkmal „Mordlust“

Berliner Palliativmediziner: LKA untersucht 40 weitere Fälle

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Berlin -

Die Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativmediziner werden intensiviert: Nachdem er im Verdacht steht, mindestens acht Menschen ermordet zu haben, prüft das Landeskriminalamt (LKA) nun über 40 weitere potenzielle Fälle, die auf Hinweisen aus Patientenakten und von Pflegediensten basieren.

Der 40-jährige Arzt, der ursprünglich verdächtigt wurde, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren getötet zu haben, soll laut aktuellem Stand mindestens acht Menschen ermordet zu haben. Damit nicht genug: Nach Auswertung weiterer Patientenakten und gerichtsmedizinischen Untersuchungen ermittelt die eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe des Berliner Landeskriminalamts derzeit in über 40 weitere mögliche Fällen. Hinweise dazu kamen unter anderem von Pflegediensten, mit denen der Arzt zusammengearbeitet hatte.

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat bislang nicht bestätigt, wie viele Opfer insgesamt in Frage kommen könnten, betonte jedoch, dass die Sichtung der Unterlagen andauert. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, forderte eine lückenlose Aufklärung aller Patientenkontakte des Beschuldigten. Auch der Verein Home Care, der sich für die ambulante Palliativversorgung in Berlin engagiert, zeigte sich erschüttert über die Vorfälle. Der Vorstand Thomas Schindler schilderte in einer Sondersendung, dass der Arzt zuvor als einfühlsam und engagiert galt.

Die Ermittlungen waren durch mehrere Brände ausgelöst worden, die der Mediziner gelegt haben soll, um seine mutmaßlichen Taten zu verdecken. Ursprünglich ermittelte die Polizei wegen Brandstiftung mit Todesfolge, bevor der Arzt zunehmend in den Fokus geriet. Sein Tatmotiv wird von der Staatsanwaltschaft als „Mordlust“ eingestuft. Auch dieser Fall erinnert an frühere Mordserien in Pflegeeinrichtungen, wie etwa die des ehemaligen Pflegers Niels Högel, der 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

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