Berliner Apotheken-Institution geschlossen Carolin Ciulli, 31.10.2024 14:01 Uhr
In einem Insolvenzverfahren gibt es Gewinner und Verlierer. Im Fall von Apotheker Michael Steffen trifft es die in der Hauptstadt bekannte Gorki-Apotheke, die seit wenigen Tagen geschlossen ist. Zumindest vorerst, wie es heißt. Seine Berolina-Apotheke wird dagegen fortgeführt und wechselt im November den Besitzer.
Steffen meldete Ende Juli Insolvenz an. Betroffen sind die Gorki- und Berolina Apotheke in Berlin sowie die Storchen-Apotheke in Hennigsdorf. Genau drei Monate später wurde die Gorki-Apotheke dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) zufolge „bis auf Weiteres“ geschlossen. Damit ist die Zeit abgelaufen, in der der Staat mit dem Insolvenzgeld die Gehälter der Angestellten übernimmt.
Die beiden großen Berliner Apotheken waren Institutionen und unter Kolleginnen und Kollegen aus der Hauptstadt bekannt. „Die Berolina- und die Gorki-Apotheke waren starke Apotheken, jeder hat sie bewundert. Wenn solche Apotheken fallen, hat sich die Welt verändert“, sagte ein Kollege.
Doch Steffen galt unter Wegbegleitern als „zu investierfreudig“. Warum der heute 66-Jährige vor wenigen Jahren auch noch die Gorki-Apotheke übernehmen musste, sei unverständlich gewesen, heißt es aus seinem Bekanntenkreis. Von dem hohen Kaufpreis, der im siebenstelligen Bereich gelegen haben soll, soll er sich betriebswirtschaftlich nicht erholt haben.
Die Gorki-Apotheke wurde Anfang der 1960er Jahre in einer ehemaligen Erdgeschosswohnung gegründet. Inhaber war Dr. Waldemar Knoll, der den Betrieb später vergrößerte. 2022 wurde sie von seiner Tochter Dr. Sabine Knoll-Schütze übernommen und später an Steffen verkauft. Die Räumlichkeiten verblieben bei Knoll-Schütze.
Streit mit Vermieterin
Zwischen den beiden soll es Unstimmigkeiten wegen Umbauarbeiten für die Errichtung eines Kommissionierautomaten gegeben haben. Denn in dem Betrieb, der sich über mehrere Stockwerke erstreckt, ist zwar ein normaler Aufzug vorhanden, doch die Wege zum Lager bleiben für die Angestellten weit – und führen für den Inhaber dadurch zu mehr Personalkosten. Knoll-Schütze sei aus Sorge um die Statik des Altbaugebäudes gegen einen Umbau gewesen, sagt eine nahstehende Person.
Der Konflikt sei so weit gegangen, dass Steffen weitere Räume in direkter Nachbarschaft angemietet haben soll, um die Gorki-Apotheke dorthin umzuziehen. Bekanntermaßen sind Mietverträge für Apotheken auf mehrere Jahre ausgelegt. Der Umzug kam er jedoch nicht zustande. Die Insolvenz grätschte ihm dazwischen. Allerdings soll es dem Vernehmen nach einen Käufer geben.
Berolina-Apotheke bleibt geöffnet
Gute Nachrichten gibt es für das Team und die Kundschaft der Berolina-Apotheke. Nach einer schweren Zeit, die geprägt war von Unsicherheit, reduzierten Öffnungszeiten und Kündigungen, wird der Betrieb ab November von Lilia Bull geführt. Die Inhaberin der Krumme Lanke- und Park-Apotheke in Berlin übernahm die bekannte Apotheke, die sich unter dem damaligen Besitzer Helmut Hoffmann zu ihrer Größe entwickelt hatte. 2015 ging sie an Steffen.