72-Jähriger erschießt Arzt dpa/APOTHEKE ADHOC, 26.07.2016 14:30 Uhr
Im Benjamin-Franklin-Krankenhaus im Berliner Stadtteil Steglitz hat ein Patient auf einen Arzt geschossen. Laut Polizei ist der Kieferorthopäde an seinen Verletzungen gestorben. Der Täter tötete sich danach offenbar selbst. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat gebe es derzeit nicht.
Der Arzt und sein Patient sprachen in einem Zimmer im vierten Obergeschoss des Berliner Benjamin-Franklin-Krankenhauses miteinander. Plötzlich hörten andere Patienten und Krankenhausmitarbeiter Schüsse durch die geschlossene Tür. Ein Mann kam heraus, richtete eine Pistole auf sich und erschoss sich. So schilderte die Polizei den tödlichen Angriff eines 72-jährigen Berliners auf den 55-jährigen Arzt. Die Tat geschah gegen 13 Uhr in der Kieferchirurgie im 4. Obergeschoss. Der 72-jährigen Täter wurde wohl schon gestern in der Klinik behandelt.
Die Angestellten wurden von der Klinikleitung aufgefordert, in ihren Räumen zu bleiben und die Türen abzuschließen. Die Lage sei unter Kontrolle, teilt die Berliner Polizei mit. Zur Zeit bestehe keine Gefahr. Hinweise auf weitere Verletzte oder Täter gebe es nicht. Die Kriminalpolizei ermittelt die Hintergründe der Tat.
Ein Patient erzählte später, er habe gerade in der Notaufnahme gesessen, als plötzlich Ärzte und Pflegepersonal wegen eines Notfalls abgezogen wurden. Kurz darauf seien Polizisten mit Maschinenpistolen erschienen und hätten die Notaufnahme geräumt. Eine ältere Frau berichtete, dass sie eigentlich ihren Vater besuchen wollte, aber dann schnell aus dem Gebäude gewiesen wurde.
Die Feuerwehr war auch auf dem Krankenhausgelände, verweist aber auf die Polizei. Vor dem Gelände standen laut Augenzeugen mindestens 20 Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Die Zufahrt war gesperrt. Laut Polizei seien Ermittler vor Ort, um die Hintergründe der Tat aufzuklären. Der Arzt wurde direkt nach dem Angriff intensivmedizinisch behandelt.
Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) sprach von einer unfassbar niederträchtigen und grausamen Tat. „Sie macht uns alle tief betroffen.“ Die Charité teilte mit, die Angehörigen seien verständigt worden. Man trauere mit ihnen. Der Arzt hinterlässt eine Familie.
Das Krankenhaus im Südwesten der Hauptstadt ist einer von vier Standorten der Charité, der größten Universitätsklinik Europas. Es wurde in den 1960er Jahren errichtet und hat knapp 900 Betten. Dort befinden sich unter anderem eine Augenklinik, Neurologie und ein Gefäßzentrum.
Erst Ende Juni ereignete sich in der Türkei ein tragischer Vorfall in einem Krankenhaus: In der Apotheke der Universitätsklinik der türkischen Hauptstadt Ankara hat ein PTA vier Kollegen erschossen.