Viele Hilfsbedürftige fallen in Berlin durchs Netz – Wohnungslose, Menschen ohne Krankenversicherung oder Patienten, die sich schämen, in eine Arztpraxis zu gehen. Ihnen hilft das Arztmobil der Caritas. Um die Arbeit der ehrenamtlichen Ärzte, Krankenschwestern und Sozialarbeiterinnen zu unterstützen, hat der Berliner Generikahersteller Aristo 10.000 Euro an den Verein gespendet.
Das Arztmobil ist ein Kleintransporter, der als einfacher Behandlungsraum ausgestattet und seit 1995 im Einsatz ist, seit zwei Jahren in einem neuen Auto. Das Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen dort aufzusuchen, wo sie leben: in Notübernachtungen, Suppenküchen, Wärmestuben, Bahnhöfen und Szeneplätzen. Montag- und Donnerstagnachmittag hält das Arztmobil Ausschau nach Menschen, die obdachlos sind und Hilfe brauchen.
Die Menschen, die im Arztmobil behandelt werden, sind „nicht wartezimmerfähig“, so beschreibt es die Caritas. Es ist ihnen unangenehm, mit anderen Menschen in einem Raum zu sein, die nicht auf der Straße leben. Sie schämen sich, denn sie wissen, dass sie riechen, ungewöhnlich aussehen, Läuse und manchmal Parasiten haben. Dazu kommen psychische Probleme.
Die Probleme, die im Arztmobil behandelt werden, sind vielfältig, haben aber mit dem Leben auf der Straße zu tun: Hühneraugen und Fußpilz, Hauterkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Alkoholkonsum, Asthma durchs Rauchen. Aber es werden auch Notfälle behandelt, Verletzungen, gebrochene Knochen, Bauchkrämpfe, Blinddarmentzündungen oder Blutvergiftungen. Was für jeden gefährlich ist, kann auf der Straße schnell tödlich werden.
Schwerwiegend erkrankte Menschen bringen die Mitarbeiter des Arztmobils ins Krankenhaus, um sicher zu gehen, dass sie wirklich dort ankommen. Suchtkranken ohne Krankenversicherung erklären sie, wo sie hingegen können. Die Mitarbeiter sprechen nicht nur Deutsch, sondern auch Polnisch, Russisch, Englisch und andere Sprachen, denn viele Patienten kommen aus Osteuropa.
Zwei Teams sind abwechselnd mit dem Arztmobil unterwegs, bestehend aus einer Krankenschwester, einer Sozialarbeiterin und einem ehrenamtlich tätigen Arzt. Zwischen vier und acht Stunden am Tag hat das Team zu tun. Im vergangenen Jahr wurden im Arztmobil rund 1700 Fälle behandelt.
Finanziert wird das Arztmobil von der Stadt Berlin – die Grundfinanzierung steht also. Für Medikamente gibt es allerdings nur ein Budget von 1000 Euro im Jahr. Auch Verbandmaterial, Schlafsäcke und Schuhe, die bei Bedarf verteilt werden, werden aus Spendengeldern finanziert. Zwei Apotheken unterstützen das Arztmobil mit Geld und Medikamenten.
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