Beratung

Richtig handeln bei Heimwerker-Verletzungen

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Berlin -

Das ist jedem Heimwerker schon mal passiert: Ein abgerutschter Hammer auf dem Daumen tut schrecklich weh. Wie behandele ich ihn? Wie reagiere ich bei einem Stromschlag? Und was tue ich, wenn der Finger in der Säge gelandet ist?

Die Slogans geben die Richtung vor: „Respekt, wer's selber macht“ lautet einer, „Es gibt immer was zu tun“ ein anderer. In der Werbung trommeln Baumärkte für das Heimwerken und appellieren auch ein bisschen an den Stolz der Menschen. Nicht machen lassen, sondern selbst machen. Doch nicht wenige Heimwerker überschätzen ihr Können. Schlechte Zeitplanung, Hektik oder falsches Werkzeug seien Risikofaktoren, erklärt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus in Hamburg. Unfälle und Verletzungen sind die Folge. Doch wie reagieren Heimwerker richtig, wenn etwas schiefgeht?

Abgerutschter Hammer: Ein Schlag, ein Schmerz, ein lauter Fluch: Schnell treffen Heimwerker statt dem kleinen Nagelkopf einen der Finger, die den Nagel festhalten. Der lädierte Finger wird erst mal gekühlt. Ist er nicht sichtbar gebrochen, sollte man ein bis zwei Stunden warten, rät Professor Dr. Florian Gebhard, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in Berlin.

Lässt der Schmerz in der Zeit nicht nach oder nimmt sogar zu, untersucht besser ein Arzt die Verletzung. „Das kann auf ein gebrochenes Fingerglied hindeuten.“ Auch Blutergüsse unter dem Nagel können äußerst schmerzhaft sein. Sie müssen oft per Nadel abgelassen werden.

Stromschlag: Die Sicherung vergessen und dann ein falscher Griff beim Anbringen der Deckenlampe: Ein Stromschlag trifft den Körper. Der Schmerz sei vergleichbar mit dem, der nach einem Schlag auf den Musikantenknochen im Ellenbogen ausstrahlt, beschreibt Heribert Brück, Sprecher des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen. Wenn der Strom an der Hand eintritt, fließt er meist über den Körper bis zum Fuß und dort hinaus – dabei wird auch das Herz durchströmt.

„Das kann zu gefährlichen Rhythmusstörungen führen“, sagt Brück, „muss es aber nicht“. Dies hängt davon ab, in welcher Phase des Herzschlags der Strom fließt. Bei Schwindel, einem flauen Gefühl oder wenn einem schwarz vor Augen wird, sollte man sich vom Arzt checken lassen. Bei extremen Beschwerden oder Ohnmacht gilt: Sofort Notarzt rufen.

Schnitt: Beim Zerschneiden von Karton mit dem Cuttermesser rutscht man ab, Blut sickert aus einem tiefen Schnitt. Gerade an den Händen und Füßen kann so ein Einschnitt kritisch sein, weiß Unfallchirurg Gebhard. In diesen Körperregionen gibt es auf engem Raum viele Nerven und Sehnen. Leicht kann eine dieser Schaden nehmen.

Darum gilt: Auch wenn die Blutung gestoppt ist, sollte man die Bereiche rund um die Wunde beobachten. Kribbelt der Finger oder fühlt es sich an, als sei er eingeschlafen, ist das ein Warnzeichen. „Dann könnte ein Nerv verletzt sein.“ Speziell bei Schnitten an den Extremitäten sollte man lieber einmal zu oft ins Krankenhaus fahren, betont Gebhard. Weniger kritisch sind oberflächliche Wunden in Bereichen mit mehr Fettgewebe sowie weniger Nerven und Sehnen wie am Oberschenkel.

Abgeschnittener Finger: Gerade die Routine wird so manchem Heimwerker an der Kreissäge zum Verhängnis. Die Konzentration lässt nach, plötzlich ist ein Teil des Fingers weg. Nun ist schnelles Handeln wichtig: Die Blutung am Stumpf wird mit einem Druckverband gestoppt. Das Fingerglied kommt trocken in eine Plastiktüte. Diese Tüte kommt in eine weitere Plastiktüte, die mit kaltem Wasser und ein wenig Eis gefüllt ist, erklärt Gebhard. Keinesfalls dürfe das Fingerglied direkt mit Eis in Kontakt kommen. „Die Zellen können einfrieren. Der Finger ist dann tot“, betont der Experte.

Quetschung: Die Ziegelsteine stapeln sich, ein Stein folgt dem anderen, bald ist es geschafft. Doch der nächste Stein liegt nicht richtig auf und fällt aus mehr als einem Meter Höhe auf den Arm. Die Stelle schwillt sofort an. In so einem Fall gelte wie bei Verletzungen im Sport die PECH-Regel, erklärt Brück. Das heißt: Pause, Eis, Kompression (C für das englische Wort compression) und gegebenenfalls Hochlegen.

Ist die Schwellung oberflächlich und gut sichtbar, sei sie in der Regel harmlos. Anders verhält es sich bei tieferliegenden Schwellungen, die in den Muskel gehen. Dort könnten Blutergüsse zu einem Kompartmentsyndrom führen, erläutert Brück. Der Muskel wird dann weniger durchblutet, im schlimmsten Fall drohen Lähmungen. Auch im Brust- und Bauchbereich können Schwellungen wegen der umliegenden Organe mehr Schaden anrichten. Wer nach zwei Tagen immer noch Schmerzen hat, sollte einen Arzt aufsuchen, rät der Kardiologe.

Sturz: Die Gardinenstange hängt schon fast. Der Heimwerker lehnt sich zur Seite, um die letzte Schraube zu fixieren. Er verliert das Gleichgewicht und stürzt von der Leiter. Die Verletzungsmuster bei einem Leitersturz sind unterschiedlich, erklärt Gebhard. Manche schlagen sich in einem beengten Raum irgendwo den Kopf an. Folge ist eine Platzwunde.

Andere stützen sich ab, das Handgelenk bricht unter der Körperlast. Der schlimmste Fall kann eintreten, wenn man ungebremst auf dem Rücken aufschlägt. Sofern dann starke Schmerzen auftreten, sollte sofort der Rettungswagen gerufen werden, betont Gebhard. „Wirbelsäulenverletzungen sind nicht zu erfühlen.“

Generell gilt: Nach dem Fall nicht gleich hektisch aufstehen. Stattdessen sich kurz sammeln und in seinen Körper lauschen. Im Idealfall ruft man jemanden zu sich, der einen gewissenhaft von außen anschaut, rät Gebhard. Er kann gegebenenfalls auch Ersthilfe leisten.

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