Benjamin Blümchen versagt als Apotheker Alexander Müller, 11.05.2019 09:42 Uhr
Benjamin Blümchen kann eigentlich alles: Ob als Briefträger, Detektiv oder sogar Pilot – der sprechende Elefant aus der beliebten Kinderserie hilft als Universaltalent, so gut er kann. Als Sonderfolge außer der Reihe hat Benjamin Blümchen sogar schon einmal eine Apotheke gerettet. Phamazieräte hören lieber weg, denn der einzige sprechende Elefant der Welt benimmt sich in der Offizin wie im sprichwörtlichen Porzellanladen. Wir haben die wundervolle Folge auch in unserem Podcast Wirkstoff.A besprochen.
„Hurra, ich bin Apotheker“, trompetet Benjamin begeistert. Doch Inhaber Edelweiß interveniert: „Nur Bote – und: auf Probe!“ Benjamin braucht nämlich Geld für einen Wanderrucksack. Und der Apotheker hat mit größtmöglichem Personalmangel zu kämpfen: Er ist ganz allein in der Apotheke, die „Gehilfin“ seit gestern im Mutterschutz.
In seiner Elefanten-Apotheke ist die Hölle los: Ständig klingelt das Telefon, im Hintergrund hustet die gesamte Offizin. Die erste Kundin will schnell Hustensaft, „von dem Guten“ und Nasentropfen. Ob sie es erst mit Mehrsalznasenspray versuchen möchte, „natürlich und sehr zu empfehlen“? Nein, sie will „richtige Hämmer“. Interaktionscheck: „Bei Ihrem Asthma wäre ich sehr vorsichtig mit weiteren Medikamenten“, warnt der Apotheker. Und wieder klingelt das Telefon, eine Kundin bestellt eine Rezeptur. Und ausgerechnet jetzt muss die Großpackung Masernimpfstoff zum Gesundheitsamt. Benjamin bekommt den Job: Mit der Transportkiste („immer gut gekühlt halten“) zieht er als Bote los. Damit ist auch das Thema GDP kurz gestreift – bevor es dramatisch wird.
Die Sachkenntnis kommt nicht von ungefähr: Die Idee zu der Folge hatte Apotheker Thorsten Junk aus Gießen, er hat Autorin Elfie Donnelly munitioniert. Seine Frau Dr. Barbara Boßhammer-Junk führt die Firma Dr. Boßhammer Pharma. Das Familienunternehmen vertreibt Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik in Apotheken. Zum Sortiment zählen After Bite zur Behandlung von Mückenstichen und Vitaminchen. Und Pate für die Kindervitaminchen war eine Zeitlang eben Benjamin Blümchen, daher die Verbindung zur Firma Kiddinx Media, die die Hörspiele produziert. Weil aber die Marketingaktionen immer an mehreren Schreibtischen abgestimmt werden mussten, setzt Dr. Boßhammer bei den Vitaminchen heute auf ein kleines grünes Monster als Werbefigur.
Benjamin Blümchen – flankiert von Bibi Blocksberg und dem Spin-off Bibi und Tina – gibt es freilich immer noch, heute natürlich auf allen Kanälen. Seine Facebook-Seite zum Beispiel hat mehr als 16.000 Fans. Und die Hörspiele werden immer weiter produziert: 2019 erschien die 141. Folge. Sein Abenteuer als Apotheker ist dabei nicht mitgezählt, es handelt sich um eine nicht gelistete Sonderedition. Die Folge ist im Handel nicht erhältlich, bei Streamingdiensten aber verfügbar.
Zurück zur Folge: In der Elefanten-Apotheke bricht das Chaos aus. Per Einschreiben wird dem Apotheker mitgeteilt, dass das Haus abgerissen wird und bis zum Monatsende geräumt werden muss. „Die Nachbarschaft kann auf Ihre Apotheke doch gar nicht verzichten“, klagt eine anwesende Kundin, doch Edelweiß resigniert: „Ach wer weiß, die Zeiten ändern sich. Es gibt Leute, die bestellen ihre Medikamente übers Internet.“ Benjamin: „Schon, aber da erfährt man doch nichts.“ Kundin: „Herr Blümchen hat recht, wo bleibt denn da die persönliche Beratung?! Sie müssen kämpfen, Herr Edelweiß.“
Während der Apotheker die Angelegenheit klären will, soll Benjamin auf die Apotheke aufpassen. Weißer Kittel und eine kurze Einweisung des Chefs: „Sagen Sie den Leuten, dass ich morgen wie gewohnt öffne und dass Sie nur nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel aushändigen dürfen.“ Oha. „Hier ist der Schlüssel, um halb sieben ist Feierabend.“
Erst hält sich Benjamin an die Vorgabe, aber als ein Kunde droht, zur Konkurrenz zu gehen, bedient er doch ein Rezept – „Apotheker Edelweiß braucht doch bestimmt das Geld, wo er sich doch bald einen neuen Laden suchen muss“. In den Regalen ist ja zum Glück alles alphabetisch geordnet. Und das reist schnell ein: Benjamin macht alles sehr gründlich, ganz genau studiert er „jedes Rezept“ und lässt auch die Kinder Otto und Stella auf die Rezepte gucken. Die bringen sich mit eigenen Tipps ins Beratungsgespräch ein: Zäpfchen gegen Fieber. Oder Eis. Das macht schön kalt von innen.
Die nächste Kundin verlangt eine Rezeptur gegen ihren Ausschlag an den Beinen. Zwischen den schönen Mittelalterbüchern findet Benjamin eins mit dem Titel „Wie man Heilsalben selbst mischt“. Die Kundin hilft: Sie weiß, dass Calendula Ringelblume bedeutet und Benjamin mixt eine „wunderbare Heilsalbe“. Mit einem pudrigen Zeugs wird die Salbe fester gemacht – kann doch nicht falsch sein. Doch, kann es. Als später das Glas mit dem Pulver zerbricht, juckt es bei Otto – Dolichos pruriens, die Juckbohne.
Also ein Rückruf auf Patientenebene! Schwierig, ohne Adresse. Doch in einem unbesetzten Büro des Altenpflegeheims blättert Benjamin in der Anmeldeliste und findet Frau Höflinger, 95 Jahre alt, Birkenstraße 96. Frau Höflinger hat die Salbe beim Bäcker stehen lassen, Stella vertauscht, beim Versuch, fünf Käsebrötchen zu kaufen, die Tüten. Ein vertrackter Komplott.
Am Ende geht natürlich alles gut aus: Es soll gar nicht Apotheke (Nummer 69) abgerissen werden, sondern Haus Nummer 96 von Frau Höflinger, die sowieso ins Heim zieht. Benjamin bekommt trotzdem noch eine Abreibung vom Inhaber: „Eine Apotheke ist kein Spielplatz und kein Experimentierplatz.“ Otto: „Aber es hat alles so einfach ausgesehen.“ Edelweiß: „Will man Apotheker sein, muss man ein paar Jahre studieren und staatlich geprüft sein.“ Weil man sehr sehr viel wissen muss, wenn man Menschen heilen will.
Zum Schluss will Benjamin noch einmal ein Hausmittel empfehlen. Edelweiß interveniert: „Wie heißt es noch: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker und der Apotheker bin immer noch ich.“ Den Job verliert Benjamin an den Neffen des Apothekers. Traurig ist er nicht: „Ehrlich gesagt, war das ganz schön anstrengend.“