Auch negative Bewertungen

Beleidigung durch Impfgegner: Jeder vierte Arzt betroffen

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Berlin -

Die niedergelassenen Ärzte stellen einen Impfrekord nach dem nächsten auf: Das Engagement in den Praxen ist enorm, zahlreiche Haus- und Fachärzte sowie die Medizinischen Fachangestellten (MFA) arbeiten am Limit. Wie groß die nervliche Belastung dabei ist, lässt eine Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) erahnen: Ständige Terminverschiebungen aufgrund schwieriger Impfstoff-Lieferbedingungen und Pöbeleien durch Impfgegner gehören vielerorts zur Tagesordnung.

Rund jeder vierte Arzt (24 Prozent) gab an, in der Praxis schon einmal von Impfgegnern beleidigt oder beschimpft worden zu sein. 19 Prozent sprachen dabei von Einzelfällen, 5 Prozent registrierten mehrfach solche Vorgänge. In der Regel handelt es sich den befragten Ärzten zufolge dabei um verbale Attacken von Patienten. In Einzelfällen berichten die Niedergelassenen aber auch von Drohbriefen, direkten Gewaltandrohungen oder zerstörten Schildern. Auffällig auch: Anonyme Internetbewertungen werden von Impfgegnern offenbar gern als Kritikinstrument missbraucht.

Viel Zusatzarbeit

Dass die deutliche Mehrzahl der Ärzte ihre wöchentliche Arbeitszeit aufgrund der Impfungen nach oben schrauben muss, zeigte kürzlich schon eine Erhebung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI). Und auch die Umfrage des änd bestätigt den Mehraufwand: 82 Prozent der befragten Ärzte gaben an, dass sie aufgrund der Impfaktion ihre wöchentliche Arbeitszeit spürbar erhöhen mussten. Auf die Frage nach den zusätzlich geleisteten Arbeitsstunden gaben die meisten Ärzte zwischen fünf und zehn zusätzliche Arbeitsstunden pro Woche an.

Zusatzbelastung auch für die MFA: Auf die Frage, ob sich die Arbeitsbelastung für das ganze Praxisteam durch die Impfungen erhöht habe, antworteten satte 66 Prozent der Ärzte, dass die Belastung „stark gestiegen“ sei, weitere 30 Prozent sehen eine „etwas gestiegene“ Arbeitsbelastung.

Praxen wollen Einzeldosen

Die große Mehrheit der impfenden Ärzte (70 Prozent) impft laut Umfrage an einem eigens dafür freigehaltenen Tag oder Zeitraum und nicht ausschließlich im Rahmen der normalen Sprechstunde. Warum genau dies auch nur schwer möglich ist, lassen die Antworten auf die Frage nach möglichen Verbesserungen der derzeitigen Impfkampagne erahnen: Neben reduzierter Bürokratie und zuverlässigeren Impfstofflieferungen steht insbesondere die Lieferung in leichter zu verplanenden Impfstoff-Einzeldosen ganz oben auf der Wunschliste der impfenden Praxisärzte. Forderungen nach mehr Honorar werden dagegen nur selten aufgeführt.

Dass organisatorische Probleme die Praxisteams derzeit belasten, zeigen auch die Fragen nach der Terminvergabe: Mehr als jeder dritte Arzt (36 Prozent) gab an, dass er in den vergangenen Wochen häufig Impftermine verschieben und Patienten vertrösten musste, weil der Impfstoff nicht wie erwartet geliefert wurde. Weitere 37 Prozent berichteten von seltenen Verschiebungen.

Der änd stellte auch die Frage, welcher Impfstoff derzeit von den Patienten am häufigsten aktiv nachgefragt wird. Das Ergebnis war zu erwarten – überrascht jedoch in seiner Deutlichkeit: 95 Prozent der Ärzte gaben an, dass die Patienten eindeutig den Impfstoff Comirnaty (Bointech) bevorzugen. Nur 4 Prozent der Niedergelassenen berichten von überwiegenden Forderungen nach
Spikevax (Moderna).

Praxen bleiben am Ball

Bleibt noch die Frage, ob die derzeit impfenden Ärzte die Arbeitsbedingungen akzeptieren und weitermachen – oder ob der eine oder andere Niedergelassene aufgrund der organisatorischen Herausforderungen an einen Stopp der Impfaktion denkt. Letzteres ist offenbar bei 22 Prozent der befragten Ärzte der Fall. Sie wählten die Antwort „Ich habe bereits darüber nachgedacht, mit den Impfungen aufzuhören, bin mir aber noch nicht sicher.“

Den festen Entschluss, die Impfaktion bald zu beenden, haben nach eigenen Aussagen schon 5 Prozent der Ärzte gefasst. Die große Mehrheit von 73 Prozent der impfenden Ärzte ist jedoch sicher: „Ja, ich werde so lange Impfungen anbieten, wie es meines Erachtens nötig ist.“

An der änd-Befragung beteiligten sich vom 20. bis zum 26. Dezember insgesamt 1257 niedergelassene Haus- und Fachärzte, Mitglieder des änd, die derzeit gegen Corona in ihren Praxen impfen.

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