Wasser ist die Grundlage menschlichen Lebens, ein unverzichtbarer Bestandteil in der Arzneimittelherstellung und auch ein Gewinnbringer für Unternehmen. Doch für manche kann Wasser mehr: Informationen speichern und dann besser und gesünder werden. Auch in Apotheken wird das „vitalisierte” Wasser nachgefragt.
Das Lebenselixier ist in fast 70 Prozent der Körperzellen zu finden, der Stoffwechsel würde ohne Wasser zugrunde gehen. Für manche Firmen ist der Handel damit lukrativ: Nestlé steht in der Kritik, afrikanische Länder auszubeuten. Der Konzern kauft Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden und kann dann direkt aus dem Grundwasser abpumpen, um das Wasser zu erhöhten Preisen weiterzuverkaufen.
Doch auch anderweitig lassen sich Wasser und damit zusammengehörende Effekte gut verkaufen. So ist in pseudowissenschaftlichen Kreisen oft die Rede von einem „Wassergedächtnis“, das wiederum unter anderem dazu verwendet wird, Potenzierung und Wirkung von Homöopathika zu erklären. Bis heute fehlen wissenschaftliche Belege mit reproduzierbaren Ergebnissen, dass so ein Gedächtnis existiert. Eine der unbeantworteten Fragen ist, wie diese „Erinnerung“ auf die Saccharose übertragen und gespeichert wird, um nach Einnahme der Globuli im Körper wieder zum Leben erweckt zu werden.
Dennoch wird dieser angebliche Erinnerungseffekt gut vermarktet, unter anderem mit „Granderwasser”, auch als belebtes oder vitalisiertes Wasser bekannt. Der Erfinder ist der österreichischer Unternehmer und Parawissenschaftler Johann Grander. Er ging zu seinen Lebzeiten von einer „Intelligenz des Wassers” aus und entwickelte ein spezielles Verfahren zur „Wasserbelebung“, der Informationsübertragung von Wasser auf Wasser. Das von ihm gegründete Unternehmen verkauft beispielsweise „Kreislaufbelebungsgeräte” für Heiz- und Kühlkreisläufe oder „Wasserbelebungsgeräte” für die zentrale Wasserversorgung. Letztere bestehen aus Kammern, die mit sogenanntem „Informationswasser", einem Wasser von hoher Ordnung und Stabilität, befüllt sind.
„Beim Durchfließen des Gerätes werden die positiven Eigenschaften des Informationswassers auf das herkömmliche Leitungswasser übertragen, ohne dass dieses mit dem Informationswasser in Berührung kommt”, heißt es auf der Website. Durch dieses Verfahren soll die Wasserstruktur verbessert und seine physikalischen und mikrobiologischen Eigenschaften positiv verändert werden. So soll dieses Wasser Selbstreinigungskräfte sowie gesundheitsfördernde Effekte haben. 2006 wurde nach einem Rechtsstreit gerichtlich bestätigt, dass man das „esoterischen Unfug“ nennen darf.
Eine Apotheke, in der man das umstrittene Granderwasser kaufen kann, ist die Post-Apotheke in Kassel. Knapp unter 20 Euro kostet ein Liter Konzentrat, Inhaber Stephan Parzefall betont aber, dass es kein Produkt sei, das er aktiv bewirbt. „Falls mal jemand kommt und aktiv danach fragt, dann haben wir immer ein paar Flaschen da“, versichert er.
Sein Vater Klaus Parzefall, ebenfalls Apotheker, hatte in der Apotheke eine Anlage zur Herstellung von Granderwasser installiert. „Hauptsächlich bieten wir das aber als Service umsonst an, in unserem Wasserspender. Da geht es nur darum, einen Mehrwert zu schaffen, dafür nehmen wir kein Geld“, sagt Parzefall und zieht einen Vergleich mit der Gastronomie: „Wenn Sie in Österreich in ein Top-Hotel gehen, kommt da auch oft Granderwasser aus dem Hahn. Die meisten Menschen merken das gar nicht, aber manchen ist das halt wichtig und wieder andere werden durch die Wasserqualität darauf aufmerksam.“
So wolle er die Kunden in seiner Offizin dazu ermutigen mehr zu trinken – denn das tun die Deutschen im Schnitt zu wenig. So nimmt die Post-Apotheke nimmt beispielsweise am Refill-Projekt teil: Kunden oder Passanten können kostenlos Wasser zum Verzehr in Flaschen abfüllen. In der Post-Apotheke ist das eben Granderwasser. Das macht es aber nicht zum Arzneimittel, stellt Parzefall klar: „Eine heilende oder sonstige Wirkung will ich da gar nicht postulieren.“
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