Klage gegen Skandalarzt dpa, 11.01.2013 12:27 Uhr
Eine Anwältin hat dem Skandalarzt aus den Niederlanden schwere Fehler bei der Behandlung einer Patientin im Klinikum Worms vorgeworfen. Mit einer falsch ausgeführten und zudem unnötigen Rückenmark-Punktion Ende 2010 habe er die Frau in den Rollstuhl befördert, sagte die Juristin. In den Niederlanden werden dem Arzt dutzende Fehldiagnosen wie Alzheimer, Multiple Sklerose und Parkinson sowie Untreue vorgeworfen.
Ihre Mandantin sei wegen eines Kreislaufkollaps in der Klinik behandelt worden, sagte die Anwältin. Kurz vor der Entlassung habe der Arzt das Rückenmark punktiert. Dabei seien Nerven massiv geschädigt worden, die Frau sei dadurch mit Mitte 70 zum Pflegefall geworden.
In dem Fall sei schon länger eine Klage gegen das Klinikum beim Landgericht Mainz anhängig, sagte die Juristin. Daher sei es falsch, wenn die Verantwortlichen in Worms erklärten, eine Schädigung von Patienten sei nahezu ausgeschlossen. Der Geschäftsführer Friedrich Haas hatte gesagt, der Neurologe habe ausschließlich unter Aufsicht gearbeitet und als Assistenzarzt keine selbstständigen Entscheidungen getroffen.
Das Klinikum Worms hat die Anschuldigungen zurückgewiesen. Es gebe derzeit keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten des damaligen Assistenzarztes, erklärte Haas. In Worms war der Mediziner laut Klinikum von August 2010 bis Februar 2011 angestellt, um einen Personalmangel zu überbrücken.
Das Landgericht Mainz wartet in der Sache derzeit auf ein Gutachten. Ende November 2012 habe die Kammer nach umfangreichem Schriftverkehr der Parteien einen Beweisbeschluss erlassen, teilte ein Gerichtssprecher mit. „Die Landesärztekammer ist damit beauftragt, einen Gutachter zu benennen. Das steht noch aus.“
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kündigte eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen das Klinikum und eine Vermittlungsagentur an. Mit Hilfe der Agentur war der Neurologe an den Arbeitsplatz in Worms gekommen.
Praktiziert hatte der Arzt zuletzt am Klinikum Heilbronn. Nachdem bekanntgeworden war, dass der Mann wegen falscher Diagnosen in den wohl größten medizinischen Strafprozess in der Geschichte der Niederlande verwickelt ist, wurde er entlassen. In den niederländischen Medien wird der Mann „Dr. Frankenstein“ genannt. Mindestens 13 Patienten sollen wegen falscher Befunde unnötig am Gehirn operiert worden sein.