Der Angriff Russlands auf die Ukraine sorgt auch hierzulande für Unruhe. Apotheker Dr. Nojan Nejatian will helfen. Der Inhaber der Heegbach-Apotheke im hessischen Erzhausen sammelt Verbandsmittel und weitere Apothekenprodukte, um sie mit einem Konvoi in das Kriegsgebiet zu schicken. „Ich würde mich freuen, wenn andere Apotheken ein paar Kleinigkeiten spenden würden.“ Auch das deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor bereitet erste Lieferungen vor.
Nejatian bereitet der Krieg in der Ukraine Sorgen. „Mich nimmt das persönlich mit, weil ich in einem Land während des Kriegs geboren wurde, dem Iran-Irak-Krieg“, sagt er. Deshalb könne er sich vage an die schlimmen Szenen erinnern. Mit einem Sammelaufruf will er den Betroffenen in den Krisensituationen helfen.
„Ich suche noch keine Rx-Arzneimittel“, sagt er. Momentan gehe es um sterile Kompressen, Gazen oder Bandagen sowie Desinfektionsmittel. „Es bedeutet mir viel, dass wir etwas machen. Damit setzen wir ein Zeichen.“ Gemeinsam können wir mehr spenden. „Es muss nicht unbedingt Geld sein.“ Verbandszeug sei sehr wichtig, damit habe man kein Problem mit der Lagerung.
Der Apotheker will die Produkte zunächst in seinem Betrieb sammeln. Aktuell ist er mit der Organisation eines Konvois beschäftigt. Konkrete Zusagen gibt es noch nicht. „Irgendein Transport wird sich ergeben, da bin ich mir sicher. Außerdem will er beim Regierungspräsidium Darmstadt einen Antrag für die Sammlung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wie Analgetika oder Penizilline stellen.
Die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen weist darauf hin, dass Medikamente nicht ohne entsprechende Dokumentation aus Deutschland ausgeführt und in andere Länder eingeführt werden dürfen. Arzneimitteltransporte unterlägen strengen Anforderungen. OTC-Arzneimittel müssen zwar nicht verordnet werden und unterliegen keiner Preisbindung – unproblematisch sind Spenden aber trotzdem nicht.
Auch die Deine Paracelsus Apotheke in Böblingen unterstützt die Menschen in der Ukraine. Gespendet wurden mehrere Kisten mit Pflastern und weiterem Material an die zivile Hilfsorganisation Stelp aus Stuttgart.
Weitere Unterstützung kommt vom action medeor. Erste Hilfslieferungen für medizinische Einrichtungen in der Ukraine würden im niederrheinischen Tönisvorst zusammengestellt. Eine der ersten Anfragen sei aus dem städtischen Krankenhaus Ternopil, einer Stadt im Westen der Ukraine gekommen. Obwohl das Krankenhaus nicht im Zentrum der derzeit umkämpften Gebiete liegt, sei es auch unmittelbar betroffen. „Wir behandeln hier viele verletzte Soldaten, aber auch Menschen, die aus den ostukrainischen Gebieten geflohen sind und Schutz suchen“, berichtete Yaroslav Chaikyvskyy, Direktor des Krankenhauses.
„Viele von Ihnen kommen nur mit einem Koffer bei uns an und haben sonst nichts. Unter den Flüchtenden sind viele Frauen, auch Familien mit Kindern. Sie leiden zum Teil an chronischen Krankheiten, die im Osten der Ukraine nicht mehr behandelt werden konnten und können. Aber wir behandeln hier auch Lungenentzündungen und Unterkühlungen an Armen und Beinen, außerdem nehmen wir als Notfallkrankenhaus chirurgische Eingriffe für die Notversorgung von Geflüchteten vor.“
Weil im Osten des Landes das Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze stößt, werden laut action medeor immer mehr Ärzte auch aus dem Westen der Ukraine zur Versorgung der Bevölkerung gebraucht. Zugleich steigt auch im Rest des Landes die Zahl der Hilfesuchenden. Auch in der Stadt Ternopil bereitet man sich auf einen großen Anstieg von Patientinnen und Patienten vor, die jetzt aus der Ostukraine flüchten werden. Außerdem stehen für das Krankenhaus weniger finanzielle Mittel von staatlicher Seite zur Verfügung, da diese für die militärische Verteidigung des Landes aufgewendet werden müssen.
APOTHEKE ADHOC Debatte