Baden-Württemberg

Medikationsplan aus der Universität

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Berlin -

Medikationspläne sind bei Patienten noch nicht weit verbreitet. Das wollen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg ändern. In ihrer Stadt und dem umliegeneden Rhein-Neckar-Kreis haben sie deshalb das „Aktionsbündnis sichere Arzneimittelanwendung“ gegründet und das Projekt „Mein Plan“ gestartet. Unterstützt wird die Initiative, mit der die Bevölkerung für das Thema Medikationsplan sensibilisiert werden soll, von der Apothekerkammer.

Das Aktionsbündnis, eine Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis und dem Uniklinikum, wurde 2013 im Rahmen der kommunalen Gesundheitskonferenz gegründet. Die Projektpartner verfolgen drei wesentliche Ziele: Sie wollen die Bürger für die Risiken der Arzneimittelanwendung sensibilisieren, die Arzneimitteltherapiesicherheit nachhaltig verbessern und dabei mit allen Akteuren kooperieren.

Im Vorfeld hat das Bündnis von Juni bis August mehr als 5300 über 65-Jährige zur Arzneimittelanwendung und ihrem Umgang mit Medikationsplänen gefragt. Mehr als die Hälfte antwortete, immer noch laufen Antworten ein. Nahezu 90 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig Arzneimittel einzunehmen. Einen Medikationsplan besitzt demnach jeder zweite Patient.

Die meisten Patienten verwendeten den Plan bereits seit über einem Jahr und bei einem Drittel wurde er das letzte Mal vor mehr als einem Jahr aktualisiert. Im überwiegenden Teil der Fälle wurde der Medikationsplan vom oder mit dem Hausarzt erstellt. Jeder zehnte Patient hat den Plan ausschließlich selbst erarbeitet.

Nun sollen die Patienten in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis im Rahmen der Kampagne „Mein Plan“ für das Thema sensibilisiert werden. Ziel der Aktion sei, die Patienten in der Arzneimittelapplikation mündig zu machen, erklärt Professor Dr. Walter Haefeli, ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Uniklinikum. Dafür solle im besten Fall jeder einen Medikationsplan haben.

Zunächst gibt es den Plan nur auf Papier, aber Haefeli denkt schon weiter: Künftig soll es den Medikationsplan auch elektronisch geben. Über einen Barcode könnten die Informationen eingelesen und aktualisiert werden. Die Patienten könnten über ein Internetportal auf ihre Daten zugreifen und den Plan pflegen. Da die Marktdaten hinterlegt sein sollen, könnte der Plan etwa durch die Angabe der PZN ausgefüllt werden.

Vorbild ist der Arzneimittel-Informations-Dienst AiD-Klinik, einer Software des Heidelberger Unternehmens Dosing. Mit dem Programm, das laut Haefeli bereits an zahlreichen Unikliniken installiert ist, können die Medikationspläne auch in verschiedenen Sprachen erstellt werden.

Aus Sicht von Haefeli könnte ein solcher elektronischer Medikationsplan schon in weniger als einem Jahr Realität sei. Die nötigen Programme gebe es bereits – es fehle lediglich an den Sponsoren. Das Projekt „Mein Plan“ wird vom Sozialministerium unterstützt. Da dieser Zuschuss aber nicht ausreicht, ist man auf der Suche nach Sponsoren.

Derweil versuchen die Beteiligten, über Vorträge an Volkshochschulen und in Kommunen, mit dem Buch „Arzneimittel richtig einnehmen“ sowie mit Berichten im lokalen Fernsehen und Radiospots auf den Nutzen von Medikationsplänen aufmerksam zu machen. Die Apothekerkammer unterstützt die Aktion, indem sie bei ihren Mitgliedern für das Projekt wirbt.

Die erste Veranstaltung fand am Dienstag in der Volkshochschule in Wiesloch südlich von Heidelberg statt. Dr. Hanna Seidling, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, hielt vor rund 20 Senioren einen Vortrag über die alltäglichen Herausforderungen bei der Arzneimitteltherapie und Lösungsansätze.

Ein wichtiger Tipp ist dabei natürlich der Medikationsplan. Dabei ist es aus Sicht des Aktionsbündnisses egal, welche Plan die Patienten nutzen. Wichtig ist, dass der Plan aktuell und vollständig ist. Auf der Internetseite nimmsrichtig.de bieten die Kooperationspartner einen Plan zum Download an.

Auf dem Plan können die Patienten den Wirkstoff und die Wirkstärke, den Handelsnamen der Präparate, die Darreichungsform, den Grund für die Anwendung, die Dosis und die Einnahmezeitpunkte sowie Hinweise zu den Mahlzeiten und zur Lagerung, Zubereitung oder Anwendung vermerken. Der Medikationsplan ähnelt dem Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Die Beteiligten haben sich allerdings für eine eigene Variante entschieden. Der eigene Plan habe bei der vorherigen Evaluation mehr Erfolg gezeigt, so Haefeli.

Das Aktionsbündnis hat sich nun ein Jahr Zeit gegeben, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Die Zielmarke für die Kampagne sei, dass dann drei Viertel der Patienten einen Medikationsplan haben, so Haefeli. Eine zweite Umfrage soll den Erfolg der Kampagne belegen.

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