Baden-Württemberg

Bürgermeister sucht ersten Apotheker

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Berlin -

Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp will endlich einen Apotheker in seine Gemeinde locken. Noch nie gab es in dem Ort eine Apotheke. Doch der Bedarf ist da, ist Kneipp überzeugt. Auch Nachbargemeinde würden profitieren.

Der engagierte Ortschef sprach bereits mit Apothekern aus der Region, ob sie nicht nach Merklingen kommen oder dort zumindest eine Filiale öffnen wollen. „Doch alle haben leider abgelehnt“, berichtet er. Es rentiere sich nicht, in Merklingen eine Apotheke zu betreiben, so die Argumentation der Pharmazeuten. Die Gemeinde sei mit rund 2000 Einwohner schlicht zu klein, um eine Offizin wirtschaftlich über Wasser zu halten.

Die Begründung der Apotheker will Kneipp nicht ohne Einspruch gelten lassen. Er verweist auf den Lebensmitteldiscounter Netto im Industriegebiet: Als die Gemeindeverwaltung mit anderen Lebensmitteldiscountern über eine Ansiedlung verhandelt hatte, hätten alle bis auf Netto abgelehnt. Die Argumentation sei ähnlich gewesen. Eine Lebensmittelmarkt würde sich mangels Kaufkraft nicht lohnen.

Am Ende konnte man doch noch einen Anbieter überzeugen. „Dem Netto geht es nicht nicht nur gut, sondern blendend“, sagt der Bürgermeister. Der Lebensmitteldiscounter würde sich sogar am liebsten vergrößern. Das sei jedoch aus rechtlicher Sicht nicht möglich. Laut Kneipp gibt es eine Vorschrift, die für bestimmte Einwohnerzahl bestimmte Höchstwerte bei Ladenflächen festlegt. Mit den derzeitigen 800 Quadratmetern habe der Lebensmittelladen die maximale Verkaufsfläche erreicht.

Der Markt profitiert laut Ortschef einerseits von Autobahn-Ausfahrern, die auf dem Autohof eine Pause machen, tanken oder im dort ansässigen Fast-Food-Geschäft essen gehen. Andererseits kämen viele Menschen aus dem Umland an Merklingen vorbei, wenn sie zur Arbeit und wieder nach Hause fahren. Und genau diese Pendler könnten dann auf dem Arbeits- oder Heimweg auch ihre Rezepte in einer Apotheke in Merklingen einlösen. Es gibt im Ort außerdem eine Allgemeinarztpraxis, einen Zahnarzt und einen Tierarzt. Berücksichtigt man zudem die Bürger der umliegenden Ortschaften, liege die Einwohnerzahl des Einzugsgebiets bei – für Apotheken viel attraktiveren – 6000 Menschen.

Wer in Merklingen und den umliegenden Dörfern wohnt und ein Medikament benötigt, muss derzeit rund acht Kilometer weit nach Laichingen fahren, wo sich mehrere Apotheken befinden. Als Alternative gibt es in Merklingen eine Rezeptsammelstelle in der Ortsmitte. Die drei Apotheken in Laichingen wechseln sich bei der Belieferung ab. Der Briefkasten wird laut Kneipp zwar täglich geleert. „Die Medikamente werden allerdings meistens erst am nächsten Tag nach Hause geliefert“, sagt er.

Wer seine Medizin früher benötigt, der kommt an einer Fahrt zu einer Apotheke im Umland nicht vorbei. Gerade für ältere Menschen stelle das oft ein Problem dar, gibt Kneipp zu bedenken. Das ÖPNV-Netz sei schlecht ausgebaut. „Im Grunde müssen die Leute auf die Schulbusse ausweichen“, berichtet er. Diese fahren allerdings nur zu bestimmten Tageszeiten. In den Schulferien haben auch Schulbusse Pause.

Kneipp will den Apotheker, der es wagt, nach Merklingen zu kommen, nach Kräfte unterstützen. In der Dorfmitte würden beispielsweise in zwei Jahren passende Räume frei, die man sehr günstig vermieten würde. Sollte es nicht passen, würde die Gemeinde bei der Immobiliensuche oder Grundstücksfindung helfen. Es bestünde auch die Möglichkeit, sich im Industriegebiet neben dem Netto und dem Autohof niederzulassen. Der Bürgermeister ist zutiefst überzeugt, dass eine Apotheke in Merklingen erfolgreich betrieben werden könnten. Jetzt muss er nur noch einen Apotheker überzeugen.

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