„Warum lesen Sie die nur zur Hälfte?“

Backfire auf X: Lauterbach kritisiert Merkel Lilith Teusch, 29.11.2024 14:05 Uhr

Lauterbach kritisiert die Ex-Kanzlerin auf X, weil sie beim Schreiben ihrer Memoiren lieber Arztserien zur Entspannung schaute, statt medizinische Studien zu lesen. Foto: Screenshot
Berlin - 

Beim Schreiben ihrer Memoiren hat Angela Merkel wohl gern ferngesehen. „Das hat mich dann einfach mal abgelenkt“, erklärte die Ex-Kanzlerin im Interview mit dem Spiegel. Vorzugsweise soll sie Arztserien geschaut haben, wie der Spiegel titelte. Ein kleines privates Detail über die Ex-Kanzlerin, das nun wirklich rein gar nichts mit ihrer politischen Arbeit zu tun hat. Doch der amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hielt es – wohl weil in Arztserien schließlich auch die Berufsbezeichnung „Arzt“ steckt – für notwendig, den kurzen Artikel auf der Social-Media-Plattform X zu kommentieren.

„Entspannung bei Arztserien? Sympathisch, aber weshalb liest sie den nicht medizinische Studien?“ Dass es in dem Artikel lediglich um Merkels Arbeit an ihrem Buch ging und nicht um ihr politisches Handeln, scheint Lauterbach entweder nicht aufgefallen zu sein oder ist ihm schlichtweg egal.

Die Kommentatoren sehen das jedoch anders: Statt Zustimmung wird infrage gestellt, ob Lauterbach die notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen für seine Politik berücksichtigt: „Weshalb schauen Sie nicht einfach nur Arztserien?“, fragt ein User. „Warum lesen Sie die nur zur Hälfte?“, will ein anderer wissen. „Was bringt es, wenn man Studien liest, sie sogar hier postet aber nicht danach handelt? Da Sie das tun, können Sie uns das vielleicht erklären?“, fragt ein weiterer. Andere Kommentatoren verteidigen die Ex-Kanzlerin: „Was man Merkel nicht vorwerfen kann, ist Unwissenschaftlichkeit. Die ging nach ihr verloren“, so ein Post. Aktuelle finden sich 426 Kommentare unter dem Post.

Was Lauterbach mit dem Post eigentlich bezwecken wollte, darüber kann man wohl nur mutmaßen. Merkel ist schließlich nicht mehr politisch aktiv. Vielleicht wollte Lauterbach nur noch einmal daran erinnern, dass er ein großer Verfechter evidenzbasierter wissenschaftlicher Arbeit ist? So vermutet jedenfalls ein Kommentator unter dem Post: „Wieder einmal wollen Sie eigentlich etwas ganz anderes sagen – nämlich, dass Sie der größte Studienleser und Studien-Interpret unter Deutschlands Sonne sind.“