Aus Syrien nach Stralsund Elliot Zehms, 14.08.2021 08:45 Uhr
Vor drei Jahren begann Sali Neamat ihre PKA-Ausbildung in der Sund-Apotheke in Stralsund. Trotz anfänglicher Hürden schloss die gebürtige Syrerin im Juni 2021 ihre Ausbildung mit Bravour ab – und übt ihren Beruf seitdem voller Hingabe aus.
2015 floh Sali Neamat, damals erst 15 Jahre alt, mit ihren Eltern nach Deutschland – zu ihren beiden Brüdern, die Syrien bereits früher verlassen hatten. Zuerst landete sie in Garz auf Rügen. Hier harrten sie und ihre Eltern gemeinsam mit einer anderen Familie aus, bis ihre Asylanträge bearbeitet worden waren und sie in der Lage waren sich eine Wohnung zu suchen. Neamat erzählt: „Unsere Nachbarn und das Sozialamt haben uns geholfen, eine Wohnung in Stralsund zu finden.“
In Stralsund gab es allerdings keine Berufsschule, die sie hätte besuchen können: „Die ersten zwei Jahre musste ich also jeden Tag mit dem Zug nach Saßnitz pendeln.“ Auf der Berufsschule vertiefte sie vor allem ihr Wissen in allgemeinen Fächern wie Mathe, Deutsch und Englisch. Als es so weit war, ihr Pflichtpraktikum zu absolvieren, wandte sie sich an Apothekerin Petra Verhoeven, die ihr einen Praktikumplatz in der Stralsunder Bernstein-Apotheke anbot. „Meine Probewoche zeigte mir schnell, dass ich auch den Rest meines Praktikums hier absolvieren möchte,“ berichtet die 22-Jährige.
Nach der Berufsschule wollte sie eigentlich auf eine weitergehende Schule, um ihr Abitur zu machen – doch man sagte ihr, dass kein Platz frei sei und sie mit bis zu zwei Jahren Wartezeit rechnen müsse. Für Neamat war sofort klar: „Ich wollte nicht zwei Jahre mit Warten verschwenden. Also habe ich Frau Verhoeven nach einem Ausbildungsplatz in ihrer Apotheke gefragt.“ Diese willigte ein und nahm sich ihrer als Auszubildende in der Sund-Apotheke an, einer ihrer anderen Filialapotheken.
Bevor sie ihre Ausbildung im August 2018 begann, arbeitete sie sieben Monate als Minijobberin in der Apotheke – um sicher zu gehen, dass sie dem Beruf gewachsen sei: „Ich hatte anfangs große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache.“ Ihre Sorge war unbegründet, denn ihre Kolleginnen unterstützten sie von Anfang an. Im ersten Ausbildungsjahr hatte sie dennoch mit einigen Hindernissen zu kämpfen, vor allem aufgrund der Sprachbarriere. Da sich ihre PKA-Schule in Rostock befand, lebte sie außerdem während ihrer Schulwochen in einem Internat. Nachdem die ersten Hürden überwunden waren, fand sie sich jedoch schnell Anschluss und widmete sich allen Aufgaben und Vorträgen mit großer Freude, wie sie selbst sagt.
Die Arbeit in der Apotheke liebte sie von Anfang an: „Ich denke immer an die Menschen. Mir liegt es am Herzen, dazu beizutragen, dass alle Menschen medizinisch versorgt sind – deshalb machen mir die Arzneimittel-Bestellungen auch großen Spaß. Wenn unsere Kunden und Kundinnen gesund und zufrieden sind, bin ich richtig glücklich.“ Auch ihre Kolleginnen sind ihr in kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen. Und – noch eine Aufgabe bereitet ihr große Freude: „Ich liebe es, die Apotheke und die Schaufenster zu dekorieren.“
In der Zukunft kann sich Sali Neamat gut vorstellen, eine zweite Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin zu machen: „Mir macht meine jetzige Arbeit Spaß, aber ich würde auch gerne noch mehr Kontakt mit den Kunden haben. Ich möchte gerne irgendwann hinterm HV-Tisch stehen und die Leute beraten.“