Aus „Mohren-“ wird Mogon-Apotheke Julia Germersdorf, 27.04.2023 13:44 Uhr
Bettina Mann hat 30 Jahre die Mohren-Apotheke in Mainz geführt. Mitte des Jahres übergibt sie ihren Betrieb an ihren langjährigen Mitarbeiter Florian Faßbender. Mit dem Führungswechsel ändert sich auch der Name der Apotheke. Was es mit der neuen Firmenbezeichnung auf sich hat, verrät die Noch-Inhaberin gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Mit ihrem Jubiläum verabschiedet sich Apothekerin Bettina Mann von ihrer Führungsrolle. Die 65-jährige freut sich auf ihren Ruhestand, bleibt der Apotheke, die es seit 1703 gibt, als Mitarbeiterin allerdings noch mit einigen wenigen Wochenstunden erhalten.
Für Apotheker Florian Faßbender stehen damit ab dem 1. Juli große Veränderungen an: Zum einen wechselt er vom angestellten Apotheker in die Rolle des Chefs, zum anderen wird er den Betrieb unter einem neuen Namen leiten: Mogon-Apotheke.
Neuer Name und seine Bedeutung
Dass es einen Inhaberwechsel in der Mainzer Christofsstraße gibt, soll auch für die Kund:innen sichtbar sein. Dazu gehört die Umbenennung mit einem neuen Logo.
„Wir wollen jetzt einfach kenntlich machen, dass ein frischer Wind weht“, so Bettina Mann. Auf die Idee des zukünftigen Namens Mogon-Apotheke sei Florian Faßbender selbst gekommen. „Mogon ist der keltische Gott der Heilkunst“, berichtet die Apothekerin weiter. „Außerdem soll der römische Name von Mainz, Mogontiacum, von Mogon abgeleitet sein. Das passt perfekt zu uns.“ Das Logo wird ein goldenes Rad, das Rad des Mogons, abbilden.
Die Mohren-Apotheken in Deutschland erleben viel Protest. Das Wort „Mohr“ wird in dieser Kritik mit dem N-Wort gleichgesetzt und ist für viele Menschen eine rassistische Fremdbezeichnung. Auch wenn der Begriff bis zum 10. Jahrhundert die Ehrung der Mauren, die im Mittelalter pharmazeutisches Wissen nach Europa trugen, zum Ausdruck brachte, bekam er durch Sklaverei und Kolonialismus eine negative Assoziation.
Die bisherige Inhaberin hielt dennoch an dem Namen fest. In Mainz sei das ohnehin nie so ein großes Thema gewesen wie in anderen Städten Deutschlands, so ihre Wahrnehmung. Es habe zwar immer mal negative Kritik gegeben und man sei hin und wieder auf den Namen angesprochen worden, aber es sei nie zu einem echten Problem geworden. Und am Ende sei es doch einfach nur ein Name. Bei der Apotheke handele es sich nicht um eine politische Organisation.
Zehn Stunden pro Woche – statt pro Tag
Unterstützung bei der Übernahme sei Faßbender durch seine Vorgängerin garantiert. „Letztlich tauschen wir ja auch nur die Rollen“, so Bettina Mann. Faßbender freue sich darauf, ab Juli unternehmerisch tätig zu sein und „ich freue mich darauf, anstatt zehn Stunden pro Tag nur noch zehn Stunden pro Woche arbeiten zu dürfen“, berichtet sie weiter.
Dem zukünftigen Inhaber bedeute die Apotheke sehr viel. „Wir haben hier viele Ärzt:innen in der Nachbarschaft und treue Kund:innen.“ Trotz einiger Modernisierungen bleibe vieles beim Alten: Etwa das Personal und der Service. „Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft betrifft.“
„Keine halben Sachen“
Am Samstag, den 1. Juli ist es soweit: Die Apotheke wird an Florian Faßbender übergeben. Wenn das nicht ein Grund ist, dies gebührend zu feiern. „Wir haben einiges geplant, warten aber noch auf die Genehmigung der Stadt, ob wir den Platz vor der Apotheke nutzen dürfen“, verriet der Apotheker. „Wenn, dann wird es eine große Party. Wir machen keine halben Sachen.“