Wer wissen will, wie Globuli hergestellt werden, kann dies in der gläsernen Homöopathie-Manufaktur von Gudjons in Augsburg durch die Schaufenster beobachten. Direkt nebenan eröffnete der Manufaktur-Besitzer und Apotheker Dr. Hannes Proeller seine vierte Apotheke.
Alle Arbeitsschritte bei der Herstellung der Globuli würden manuell erfolgen, betont Dr. Hannes Proeller. Elf Mitarbeiter stellen in Handarbeit die homöopathischen Mittel, auch in flüssiger Form, her. Sie füllen sie in Fläschchen ab, etikettieren diese und geben sie in die Verpackung. „Nur die Etiketten werden maschinell mithilfe eines Druckers erstellt“, scherzt der Apotheker.
Außerdem würden die Globuli exakt nach den Anweisungen Samuel Hahnemanns, dem Begründer der Homöopathie, gefertigt. Denn diese würden in der industriellen Produktion nicht immer im Detail eingehalten. „So können die homöopathischen Mittel teilweise ihre Wirkung nicht mehr so entfalten, wie es möglich wäre“, sagt Proeller. Deshalb würden die Ausgangssubstanzen nicht wie bei der industriellen Fertigung als Tinkturen verarbeitet. Stattdessen werden 1 Gran „Rohstoff“, was etwa 65 Milligramm entspricht, mit Lactose per Hand bis zur Potenz C3 verrieben. Das Unternehmen hat sich eigenen Angaben nach auf die Herstellung von homöopathischen Mitteln in C- und Q-Potenzen spezialisiert, die in sehr vielen Potenzstufen verfügbar sind.
Um den Kunden Einblick in die Arbeit zu geben, hat sich Proeller für den Standort im Augsburger Textilviertel und eine große Glasfassade entschieden. So kann der komplette Herstellungsprozess homöopathischer Mittel durch mehrere Schaufenster beobachtet werden. „Wir wollen maximale Transparenz in die Herstellung von unseren Arzneien bringen“, betont der Pharmazeut. Aus diesem Grund würden auch jeden zweiten Samstag im Monat Führungen angeboten.
Pro Jahr produziert die Gudjons Manufaktur nach Angaben von Proeller rund 50.000 Globuli-Fläschchen und damit rund 20 Millionen Globuli. Es werden also deutlich kleinere Mengen hergestellt, als dies in der industriellen Produktion üblich wäre. Die Gudjons Manufaktur beliefert seinen Angaben nach sowohl deutsche als auch ausländische Apotheken und Großhändler. Selbstverständlich können die homöopathischen Mittel aus der Manufaktur auch in den vier Apotheken von Proeller erworben werden. Die namensgleiche Gudjons-Apotheke befindet sich sogar direkt neben der Produktion im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes.
Die Gudjons Homöopathie-Manufaktur stellt seit über 25 Jahren handgefertigte, homöopathische Mittel nach den Originalvorgaben Hahnemanns her. Bereits im Juni 2015 hat Proeller den Betrieb von Gründerin Brita Gudjons übernommen. Bisher war das Unternehmen in Deuringen im Landkreis Augsburg angesiedelt, hätte dort aber wegen beschränkter räumlicher Möglichkeiten keine Herstellungserlaubnis für Arzneimittel mehr bekommen. Deshalb investierte Proeller nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Euro in den neuen, rund 700 Quadratmeter großen Standort im Augsburger Textilviertel. Damit sei die Gudjons Manufaktur seit Langem der erste pharmazeutische Betrieb, der in einen Innenstadt-Bereich zieht. Die steigenden Auflagen treiben solche Vorhaben sonst eher aus den Städten hinaus.
Der Apotheker ist überzeugt: „Wenn wir transparent sein wollen, bringt es nichts, in ein Gewerbegebiet zu ziehen. Wir müssen mitten bei den Menschen sein.“ Das Interesse seiner Kunden an der Homöopathie und anderen Alternativen zur Schulmedizin sei jedenfalls groß und wachse immer weiter. Untersuchungen geben ihm Recht. Eine Gfk-Marktforschungsumfrage aus dem Jahr 2013 belegt, dass 75 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer davon ausgehen, die Homöopathie werde in der Medizin immer mehr an Bedeutung gewinnen. Deshalb gab wohl auch jede vierte Apotheke bei der Gfk-Umfrage an, die Homöopathie mittlerweile als Schwerpunktthema zu behandeln.
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