AstraZeneca und Feiertag: Arzt ist stinksauer

Berlin -

Die Verzögerung bei der Auslieferung des Impfstoffs von AstraZeneca stellt Arztpraxen und Apotheken vor Herausforderungen. Denn erst am Freitag soll geliefert werden, am Montag steht aber schon die nächste Runde an. Manche Ärzt:innen sind stinksauer. Andere haben angesichts des Feiertags am Donnerstag ihre Termine ohnehin auf kommende Woche gelegt.

Schon im Vorfeld der Bestellungen für die aktuelle Woche wies die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am vorvergangenen Wochenende darauf hin, dass der Impfstoff von AstraZeneca erst später zur Verfügung stehe, sodass eine zweite Auslieferung erforderlich werde. Gestern am späten Nachmittag wurden die Apotheken informiert, dass Vaxzevria gerade erst am Zentrallager in Quakenbrück angekommen sei. Die Bundeswehr werde zwar alles unternehmen, damit die Lieferung so schnell wie möglich weitertransportiert werden könne. Die Auslieferung an die Apotheken werde sich jedoch weiter verzögern.

Einen Hausarzt aus Hessen, der namentlich nicht genannt werden will, bringt die Situation in die Bredouille. Weil am Donnerstag in seinem Bundesland Fronleichnam ein Feiertag ist, hat er extra Impftermine für Mittwochnachmittag vergeben, obwohl seine Praxis da eigentlich geschlossen ist. Diese muss er nun komplett absagen, Diskussionen mit Patient:innen, teilweise seit Monaten auf ihre Impfung warten, inklusive.

Und schlimmer noch: Am Freitag habe er, so wie viele Kolleg:innen, seine Praxis eigentlich schließen wollen, um seinen Mitarbeiter:innen einen Brückentag zu ermöglichen. Da nun aber an diesem Tag der Impfstoff geliefert werden soll, muss er sich etwas einfallen lassen. Die Impfungen in die nächste Woche zu verschieben, ist für ihn keine Option. Denn schon am Montag steht laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) die nächste Auslieferung des Impfstoffs von AstraZeneca an. Bestellen musste er schon am Dienstag, als er noch nicht wusste, dass er frühestens am Freitag mit dem Impfen würde anfangen können.

Ein schwacher Trost: AstraZeneca liefert in dieser und der kommenden Woche ohnehin nur jeweils etwas mehr als 300.000 Dosen, die auf 70.000 Ärzt:innen verteilt werden müssen. Zum Vergleich: In KW 21, also in der verganenen Woche, waren es 3,9 Millionen Dosen.

Aus seiner Sicht ist quasi eine ganze Woche ausgefallen. Denn deutlich weniger Impfstoff wurde auch von Biontech geliefert, nämlich insgesamt nur 2,2 statt 3,3, Millionen Dosen. Auch in der kommenden Woche werden insgesamt weniger Vakzine erwartet; erst danach will zumindest Biontech deutlich mehr liefern und den Rückstand aufholen. Bei den anderen Herstellern gibt es diese Planbarkeit gar nicht: Der Mediziner etwa fragt sich, wie die wenigen Dosen von AstraZeneca überhaupt aufgeteilt werden können.

In Nordrhein-Westfalen ist ebenfalls Feiertag und die Situation ähnlich. „Für die Praxen ist die späte Lieferung ein Drama“, sagt ein Apothekeninhaber. Denn die Termine für die Impfungen seien in der Regel bereits vergeben. Das bedeute für die Angestellten viel „Telefoniererei“. Allerdings sei Vaxzevria nicht der beliebteste Impfstoff und werde weniger bestellt als beispielsweise Comirnaty. Zudem nehme die Haltbarkeit von sechs Monaten „etwas Stress raus“. Sein Vorschlag: Die Ärzt:innen sollten Termine erst vergeben, wenn sie den Impfstoff haben.

Es gibt auch Praxen, die angesichts des Brückentages am Freitag ihre Impftermine ohnehin komplett in die kommende Woche gelegt haben. „Viele Praxen haben hier freitags zu und wollten ohnehin kommende Woche impfen“, sagt ein weiterer Apotheker. „Zum Glück ist die Verspätung in diesen Fällen nicht relevant.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stimmte gestern bereits darauf ein, dass es wohl bei Johnson & Johnson Probleme geben könnte: Er werde mit dem Hersteller über die Prognosen reden, kündigte er in der Bundespressekonferenz an. Es gehe um Freigaben für den Export durch die US-Arzneimittelbehörde FDA. Man sei aber auf die Janssen-Vakzine angewiesen, da man sonst gut zwei Wochen zu verlieren drohe.