Apotheker Dominik Weigl hatte im vergangenen Jahr eine schwierige Entscheidung zu treffen: Die Arztpraxis über seiner Apotheke der Barmherzigen Brüder zog in neue Räumlichkeiten – und bat ihn mitzukommen. Nach langen Überlegungen und einigen schlaflosen Nächten entschied sich Weigl schließlich dazu in den neuen Räumlichkeiten eine Filiale zu gründen. Pünktlich zum Jahreswechsel öffneten sich erstmals die Türen der Apotheke am Schrannenplatz in Neuburg.
Die Hauptapotheke am Rand von Neuburg hat sich seit vielen Jahren fest etabliert. Weigl hat die Apotheke vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen. Über der Apotheke befindet sich eine große Arztpraxis, mit welcher Weigl und sein Team gut und eng zusammenarbeiten. „Eine so gute Zusammenarbeit ist wirklich wertvoll“, findet er.
Anfang 2021 kommt für den Apotheker dann die Überraschung: Die Räumlichkeiten sind der Praxis zu klein, daher sucht sie nach einem neuen Standort in der Nähe. „Das war erstmal ein Schock für mich“, gibt der Apotheker zu. „Der Arzt meinte dann, dass er uns gerne dabeihätte. In den neuen Räumlichkeiten sei noch Platz.“ Damit tun sich für den Apotheker neue Möglichkeiten auf. „Ich habe eine Filiale nie ausgeschlossen – wenn, müsste jedoch alles passen“, so Weigl. Das Risiko leichtfertig eine Filiale zu eröffnen, gehe man heutzutage nicht mehr einfach so ein. Die Kosten seien schlichtweg zu hoch. „Mit einer Neugründung hätte ich allerdings nie gerechnet. Wenn überhaupt konnte ich mir vorstellen eine Apotheke als Filiale zu übernehmen.“
Über das Angebot muss der Apotheker erst einmal nachdenken, denn er sieht ein großes Problem: „Eine Neugründung ist reine Glaskugelleserei“, meint Weigl. Übernehme man hingegen eine bereits laufende Apotheke, so habe man zumindest einige Daten zum Standort, die Auskunft über Zulauf und Kundenstamm geben. Im Vergleich zur Hauptapotheke würde die neue Filiale zudem mitten im Zentrum liegen. „Wir hätten vor allem Laufkundschaft. Außerdem sind noch zwei weitere Apotheke in unmittelbarer Nähe.“ Weigl macht sich schließlich auch Gedanken über die Stimmung unter den Apotheken-Inhaber:innen im Ort. „Bei uns herrscht eigentlich ein kollegiales Verhältnis. Ich habe erstmal überlegt, ob ich da Unruhe reinbringen will.“
Doch die Fakten überzeugen ihn schließlich: Der Hauptverordner geht in jedem Fall verloren. Möglicherweise etabliert sich eine andere Apotheke am neuen Standort und greift zusätzlich Kundschaft ab. „Es würde also auf jeden Fall weniger werden“, ist sich Weigl sicher. „Die Frage war nur wie viel.“ Also lässt Weigl den neuen Standort bewerten und entscheidet sich für die Neugründung. „Ganz nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
Das Programm der Filial-Gründung ist straff. „Ohne die Unterstützung durch mein Team und meine Familie hätten wir das nicht geschafft“, meint Weigl. „Ich habe selbst zwei Kinder in Kindergarten und Grundschule, die in der Zeit zurückstecken mussten. Meine Frau – selbst Apothekerin – musste gerade in den letzten Wochen oft zusätzlich einspringen und entlastete mich bei den Aufgaben, für die ich in der Planungs- und Bauphase weniger Zeit hatte.“
Auch seinem Team, welches von Beginn an in die Planungsprozesse einbezogen wurde, ist der Apotheker dankbar: So wurde beispielsweise die Aufteilung des Labors zusammen mit erfahrenen PTA geplant. „Meine Mitarbeiterinnen machten sich bereits sehr früh Gedanken über Sortimente, Laborausstattung, Bürobedarf, Ordnungsstrukturen und viele Kleinigkeiten. Diese wurden so bereits im Vorfeld eingeplant und entsprechend rechtzeitig angeschafft oder erstellt. Ohne dieses ständige Mitdenken hätte ich wohl so einiges übersehen oder weniger gut gestaltet.“
Das Gebäude, in dem sich früher mal eine Bank befand, steht bereits seit vielen Jahren leer und muss dementsprechend umgebaut und angepasst werden. Erst im Juni konnten die Einrichter kontaktiert werden, um ein Konzept auszuarbeiten. Im August ging es dann an die konkreten Planungen. Während der Bauphase stand Weigl regelmäßig im Austausch mit dem Pharmazierat, um sein Vorhaben absegnen zu lassen, damit es später nicht zu Problemen kommt. Da der Arzt seine Praxis zum 1. Januar öffnet, will auch Weigl zeitgleich mit seiner Offizin startklar sein. „Zum Glück hat alles sehr zügig und problemlos funktioniert.“ Dennoch habe er viele schlaflose Nächte gehabt und öfter an seinem Vorhaben gezweifelt, gibt er zu. Nur ein knappes halbes Jahr später ist die Apotheke am Schrannenplatz schließlich fertig und erwartet die erste Kundschaft.
Die moderne Filiale soll künftig einen Autoschalter samt integrierter Abholanlage erhalten. „Die örtlichen Gegebenheiten machen diesen einerseits überhaupt möglich, andererseits durch die wenigen Parkplätze direkt an der Apotheke auch sehr sinnvoll“, erklärt der Apotheker. „So muss sich ein Kunde, der nur eine Bestellung abholen will, keinen Parkplatz suchen und zur Apotheke laufen, sondern kann einfach kurz am Schalter halten.“ Auch für den Notdienst bietet der Autoschalter zusätzliche Sicherheit und für gehbehinderte Kunden oder Mütter mit Kindern eine enorme Erleichterung. „Leider war der Schalter durch die lange Produktionszeit allerdings nicht bereits zur Eröffnung einsatzbereit, das ist allerdings für Ende Februar geplant.“
Doch nicht nur der Bau selbst hat den Apotheker vor Herausforderungen gestellt. Denn für eine neue Filiale muss auch neues Personal her. Und das ist bekanntlich schwer zu bekommen. Auch hier hat Weigl nach eigenen Angaben „riesiges Glück“ gehabt. Ein Teil des Teams aus der Hauptapotheke konnte den Grundstock bilden. Außerdem wurden bereits drei neue Mitarbeiter:innen eingestellt, um das Team zu verstärken. „Ich bin zeitweise wirklich verzweifelt, weil ich dachte: ‚Jetzt habe ich eine tolle Apotheke und kein Personal‘.“ Um neue Mitarbeiter:innen zu finden, habe er sogar große und überregionale Anzeigen geschaltet – allerdings ohne Erfolg. Die lokalen Anzeigen über Facebook und Whatsapp hätten dann schließlich den Erfolg gebracht.
APOTHEKE ADHOC Debatte