Kümmel ist nicht nur im Gewürzregal gern gesehen. Die Pflanze ist aufgrund ihrer krampflösenden und antibakteriellen Wirkung ein angesehener und bestens etablierter Stoff im Apothekenalltag. Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg hat Kümmel zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gewählt. Er folgt auf das Echte Johanniskraut.
Die zu den Doldenblütlern gehörende Kümmelpflanze ist in Europa einheimisch. Medizinisch werden ausschließlich die Früchte der Pflanze verwendet. Sie enthalten 3 bis 7 Prozent ätherisches Öl, davon über 50 Prozent Carvon. Diesem werden die Hauptwirkungen des Kümmels zugeschrieben. Neben den Früchten wird vor allem reines Kümmelöl (Carvi aetheroleum) pharmazeutisch verwendet.
Kümmel wird schon seit der Antike zu medizinischen Zwecken verwendet. Die wohltuende Wirkung au den Magen wurde bereits im ersten Jahrhundert nach Christus beschrieben. Viele andere Wirkungen wurden dem Kümmel im Laufe der Jahrhunderte zugeschrieben: Als Diuretikum, bei Harnwegsinfekten oder bei Katarrhen der Atemwege konnte es sich jedoch nicht dauerhaft durchsetzen.
Wissenschaftlich anerkannt und nachgewiesen ist eine krampflösende und antimikrobielle Wirkung. Daneben wirkt Kümmel appetitanregend, fördert die Sekretion des Magensaftes und die Durchblutung von Magen- und Darmschleimhaut.
Die Europäische Kooperative für die Therapie mit Arzneipflanzen (ESCOP) empfiehlt Kümmel sogar bei bestimmten Brust- und Herzschmerzen mit Beklemmungsgefühlen: Das sogenannte Roemhild-Syndrom wird in der Regel durch eine Gasansammlung im Magen-Darm-Bereich hervorgerufen.
Die antibakterielle Wirkung des Kümmelöls zeigt sich durch eine Hemmung des Wachstums auf verschiedene pathogene Keime wie Bakteroides fragilis und Clostridium spp. Dabei kommt es nicht zu negativen Effekten auf die Darmflora. Insbesondere bei Magen-Darm-Beschwerden ist dies wichtig.
Kümmel zeigt zudem ausgeprägte schaumverhütende und damit entblähende Effekte, die vor allem durch eine Senkung der Oberflächenspannung des Magen- bzw. Darmsaftes erreicht werden. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern wird Kümmel häufig zur Behandlung von Blähungen eingesetzt, oft in Kombination mit Fenchel oder Anis. Kümmelöl soll bei Kindern ausschließlich äußerlich verwendet werden.
Die Zubereitung der Früchte als Tee ist deutlich milder und wird häufiger angewendet. Wichtig dabei ist, dass die Kümmelfrüchte zerkleinert oder zerstoßen werden, damit das ätherische Öl austreten und seine Wirkung entfalten kann.
Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ der Universität Würzburg kürt seit 1999 regelmäßig die Arzneipflanze des Jahres. Die Auszeichnung soll die Bedeutung der Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung betonen. Nach dem Spitzwegerich im Jahr 2014 ernannte die Arbeitsgruppe das Echte Johanniskraut im Jahr 2015 zur Arzneipflanze des Jahres.
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