USA

Arzneimuster ungerecht verteilt Yvette Meißner, 07.01.2008 13:14 Uhr

Berlin - 

In den USA profitieren vor allem versicherte und wohlhabende Bürger von kostenfreien Arzneimittelmustern, schreiben Wissenschaftler der Cambridge Health Allliance und der Harvard Medical School im Vorabbericht zu einer Studie, die in der Februarausgabe des Fachmagazins „American Journal of Public Health“ erscheinen soll. Weniger als 30 Prozent der Probepackungen verschreibungspflichtiger Medikamente, die von der Pharmaindustrie zur Weiterverwendung gratis an Ärzte gegeben werden, erreichen der Untersuchung zufolge Patienten mit niedrigem Einkommen. Nur ein Fünftel geht zudem an Patienten ohne Krankenversicherung.

Die Pharmaindustrie rechtfertigte in der Vergangenheit die Musterpackungen jedoch gerade damit, dass diese vor allem eben jenen benachteiligten Patientengruppen zugute kommen sollen. Doch die Studie, die die Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente an 33.000 US-Bürger im Jahr 2003 untersucht hat, zeigt, dass gerade die Bedürftigen nicht von den kostenfreien Arzneimitteln profitieren. Die Wissenschaftler schlussfolgern daher, dass freie Probepackungen eher als Marketing-Tool und nicht als „Sicherheitsnetz“ dienen.

Der Trend zu mehr Arzneimittelmustern ist eindeutig: Innerhalb der vergangenen acht Jahre seien in den USA die entsprechenden Ausgaben um fast das Dreifache gestiegen: Wurden 1996 noch 4,9 Milliarden US-Dollar ausgegeben, seien es 2004 bereits 16,4 Milliarden US-Dollar gewesen, heißt es in der Studie. Bei den Mustern handele es sich meist um die neusten und teuersten Medikamente. Der wegen Nebenwirkungen vom Markt genommene Cox-2-Hemmer Vioxx sei im Jahr 2002 das am häufigsten in der Arztpraxis abgegebene Arzneimittel gewesen, so die Wissenschaftler.

Der US-Pharmaverband kritisierte die Studie als „veraltet“. Musterpackungen seien eine, aber nicht die einzige Maßnahme, um die gesundheitliche Versorgung Bedürftiger zu gewährleisten, so ein Verbandssprecher gegenüber US-Medien. Ein Problem sei, dass Unversicherte häufig gar keine Behandlungen in Arztpraxen wahrnehmen würden. In den USA sind fast 47 Millionen Menschen ohne Krankenversicherung.