Zahlreiche Arzneimittelwirkstoffe kann der Körper nicht vollständig verwerten – über die Kanalisation gelangen sie in Flüsse und Seen, und schließlich über das Grund- wieder ins Trinkwasser. Dieses Problem wollen Wissenschaftler des Zentrums für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT) der Universität Bremen lösen: Sie wollen einen Biokohle- und Pflanzenfilter entwickeln, der Arzneimittelreste in Kleinkläranlagen vernichtet.
„Es ist ein sehr wirksames, aber auch kostengünstiges und technisch leicht anzuwendendes Verfahren“, erklärt Projekt-Mitarbeiter Dr. Ingo Dobner. Die Pflanzenkohle – also verkohltes Holz – halte das Wasser beim Durchsickern durch das Substrat länger fest. „Sie funktioniert im Grunde wie ein Schwamm und kann dadurch die Schadstoffe besser aus dem Wasser herausfiltern“, so Dobner. Die Versuchsergebnisse aus einer ersten Projektphase mit unterschiedlichen Bodenfiltern hätten einen deutlichen Reinigungseffekt mit der Pflanzenkohle gezeigt.
Die Filteranlage soll mit besonders robusten und anpassungsfähigen Pflanzen wie Rohrglanzgras, Blutweiderich und Iris sowie speziellen Pilzen kombiniert werden, um einen zusätzlichen Reinigungseffekt zu erreichen. „So greift im übertragenen Sinne eine Hand in die andere, wodurch auch die kompliziertesten Moleküle geknackt und das Wasser von Schadstoffen gereinigt werden kann“, erklärt Dobner.Bislang habe die Forschung wegen des hohen Wirkstoffgehalts vor allem die Reinigung von Krankenhausabwässern untersucht. Weil Patienten die Krankenhäuser aber immer früher verließen und die häuslichen Abwässer zunehmend belastet würden, entwickelt Dobner nun eine neuartige Methode für kleine und kommunale Kläranlagen.
Die Technik lasse sich aber ohne weitere auf größere Kläranlagen übertragen, sagt Franz-Peter Heidenreich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit knapp 190.000 Euro fördert. Von Vorteil sei außerdem, dass die Anlage „mit wenig Pflege fast wartungsfrei und sehr günstig zu betreiben“ sei.
APOTHEKE ADHOC Debatte