Zehn Prozent der Ärzte sind nach einem Bericht des ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ wahrscheinlich suchtkrank. Das seien doppelt so viele wie bislang angenommen. Das TV-Magazin beruft sich auf eine Studie der Röher-Parkklinik aus Eschweiler. Rund ein Drittel der Ärzte seien süchtig oder zumindest akut suchtgefährdet, heißt es in dem Bericht. Der ärztliche Leiter der Klinik, Dr. Wolfgang Hagemann sieht die darin „ein strukturelles Problem, was diesen Berufsstand betrifft“.
Der Chefarzt hatte mit seinem Team 1287 Ärzte anonym und online befragt. Die Ärzte sollten angeben, ob es zutrifft, dass sie Alkohol und/oder Medikamente nehmen, um beruflichen Stress zu reduzieren. Rund 10 Prozent gaben an, dass das auf sie zutreffe beziehungsweise sogar stark zutreffe. Weitere 20 Prozent der Ärzte gaben an, dass sie teilweise oder überwiegend Medikamente und/oder Alkohol benutzten, um beruflichen Druck abzubauen.
Laut „Report Mainz“ haben über 100.000 berufstätige Ärzte in Deutschland entweder einen sehr riskanten Konsum von Alkohol/Medikamenten oder sind süchtig. Seit den neunziger Jahren sei eine deutliche Zunahme festzustellen, so Hagemann. Zudem seien Ärzte weit stärker von Suchtkrankheiten betroffen als die Normalbevölkerung, bei der der Anteil bei 3 bis 5 Prozent liege. Im Beitrag forderte er von der Politik, gegenzusteuern.
„Report Mainz“ führt außerdem eine aktuelle Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum an, laut der viel mehr Ärzte an ihrer Drogensucht stürben als öffentlich wahrgenommen. Demnach seien an dem Missbrauch des häufig eingesetzten Narkosemittels Propofol in den vergangenen fünf Jahren im deutschsprachigen Raum rund 80 Menschen, vor allem Ärzte, gestorben.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht auf Anfrage von „Report Mainz“ keinen Handlungsbedarf. Stattdessen verweist das BMG auf die Therapieprogramme, die mittlerweile fast alle Landesärztekammern anböten. Laut einer Umfrage unter allen 17 Kammern haben rund 400 Ärzte in den vergangenen fünf Jahren ein solches Therapieprogramm erfolgreich absolviert.
Die Therapieprogramme würden in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich häufig genutzt werden. Während in Hessen in den vergangenen fünf Jahren 109 Ärzte daran teilgenommen hätten, seien es in Thüringen fünf gewesen. Berufsrechtliche Maßnahmen gegen süchtige Ärzte (Entzug oder Ruhen lassen der Approbation) hätte es nach Angaben der Landesärztekammern außer in Hessen mit 20 Maßnahmen nur drei Mal gegeben.
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