Umfrage

Arzneimittelmissbrauch am Arbeitsplatz dpa, 12.02.2009 16:59 Uhr

Berlin - 

Gegen Stress und Konflikte am Arbeitsplatz greifen Millionen gesunde Bundesbürger zu Arzneimitteln - rund 800.000 sogar regelmäßig. Knapp 20 Prozent akzeptieren laut einer Umfrage der Deutschen Angestellten Krankenkassen (DAK) Stimmungsaufheller grundsätzlich gegen Probleme, für mehr Leistung und bessere Laune im Job. „Das ist ein Alarmsignal“, sagte DAK-Chef Herbert Rebscher.

Rund zwei Millionen gesunde Arbeitnehmer in Deutschland wollten trotz hohen Suchtrisikos schon einmal ihre Leistung oder Laune mit Medikamenten steigern. Die Pillen kämen vielfach von Kollegen, Freunden oder aus dem Versandhandel. Rebscher warnte vor Nebenwirkungen und einem hohen Suchtpotenzial: „Der Wunsch, immer perfekt sein zu müssen, lässt sich auch durch Medikamente nicht erfüllen.“

Männer greifen laut der Umfrage eher zu aufputschenden oder konzentrationsfördernden Mitteln, Frauen zu Arzneimitteln gegen Verstimmungen und Ängste. „Männer frisieren ihr Leistungspotenzial, Frauen polieren ihre Stimmungen auf“, so der Kassenchef.

Die DAK warnte auch vor Medikamentenmissbrauch auf Wunsch von Versicherten unter Mithilfe der Ärzte. Bestimmte Mittel etwa gegen Demenz, ADHS oder Depressionen verordneten Mediziner vielfach ohne die entsprechende Diagnose. So hätten gut 97 Prozent der Nutzer den Anti-Demenz-Wirkstoff Piracetam bekommen, obwohl bei ihnen diese Diagnose gar nicht gestellt wurde. Beschäftigte erhielten wohl viele Psycho- und Neuropharmaka, weil sie damit mehr leisten oder unanfälliger gegen Stress werden wollen.

Die DAK hatte zum Thema „Doping im Job“ 3000 Arbeitnehmer repräsentativ befragen lassen, zu den Mitteln ohne zutreffende Diagnose eigene Verordnungsdaten analysiert.