Europol: Zunehmend gefälschte Rezepte

Arzneimittelfälschungen: Die neuen Trends

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Berlin -

Europol und die Zollbehörden der EU-Mitgliedstaaten sind auch in diesem Jahr mit einer massiven Aktion gegen Arzneimittelfälscher vorgegangen. Zwischen März und September wurden dabei 25 kriminelle Vereinigungen zerschlagen und 667 Personen verhaftet. Laut den Ermittlungen gibt es eine Reihe neuer Trends.

Der Handel mit Medikamenten ist laut Europol nach wie vor weltweit ein wachsendes Problem. Gruppen organisierter Kriminalität verlegen ihre Aktivitäten zunehmend auf diesen Bereich, da hier hohe Gewinne locken, das Risiko, entdeckt zu werden, aber gering ist.

Als neuen Trend haben die Behörden einen erhöhten Handel mit Antikonvulsiva oder Antiepileptika wie Clonazepam sowie synthetischen Opioiden wie Tramadol und Fentanyl ausgemacht. Immer mehr illegale Labore produzieren laut Europol Medikamente, Anabolika und Betäubungsmittel. Krebsmedikamente werden dagegen den Ermittlungen zufolge durch den „massiven Einsatz gefälschter Rezepte“ aus der legalen Lieferkette abgezweigt.

Ebenfalls auffällig in diesem Jahr waren Fälschungen im Zusammenhang mit Covid-19: Fast 33 Millionen Medizinprodukte wie Atemmasken, Tests und Diagnose-Kits wurden beschlagnahmt, außerdem 70.000 Liter Desinfektionsmittel. Darüber hinaus wurden acht Tonnen an Rohstoffen, Chemikalien und Virostatika sichergestellt.

Mehr als 25 Millionen Einheiten von Arzneimitteln und Dopingsubstanzen im Wert von fast 73 Millionen Euro wurden beschlagnahmt, darunter große Mengen von Krebsmedikamenten, Medikamenten gegen erektile Dysfunktion, Pseudoephedrin, verschiedenen Dopingsubstanzen (Hormon- und Stoffwechselregulatoren), Drogen, Schmerzmitteln, Antioöstrogenen, Virostatika, Hypnotika, Antihistaminika und Anxiolytika.

Insgesamt wurden laut Bilanz 282 Personen angezeigt und 95 Gerichtsverfahren eröffnet – 29 im Zusammenhang mit Doping und 66 im Zusammenhang mit Arzneimitteln. Zehn geheime Labore wurden ausgehoben und 453 Websites geschlossen. Insgesamt wurden 4009 Websites überwacht. Außerdem wurden 536 Dopinginspektionen durchgeführt: Von 247 Athleten im Wettkampf waren 13 positiv, von 403 Sportlern im Training waren es vier.

Der Missbrauch von Arzneimitteln außerhalb ihres Verwendungszwecks ist laut Europol „an der Tagesordnung“. Verbraucher hätten ganz unterschiedliche Motive, darunter psychotrope, regenerative oder leistungssteigernde Zwecke. Alle möglichen Darreichungsformen kämen zum Einsatz, bis hin zu sublingualen Tabletten, Pflastern und Augentropfen.

Gefälschte Präparate könnten sogar unter Einsatz giftiger Substanzen und ohne Einhaltung von Hygienevorschriften hergestellt werden, was zu ernsthaften Gesundheitsrisiken oder sogar zum Tod führen könne, so Europol.

„Wir haben bei der aktuellen Corona-Krise gesehen, dass Kriminelle keine Probleme haben, die Ängste der Menschen zu missbrauchen“, so Europol-Chefin Catherine De Bolle. „Kriminelle suchen immer nach neuen Möglichkeiten, um Profit zu machen, und das auf dem Rücken der Bürger. Gefälschte und missbräuchlich verwendete Arzneimittel stellen eine wachsende Bedrohung dar, nicht nur, weil sie große illegale Gewinne generieren, sondern auch, weil sie ein ernstes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen. Wir können diese globale Gefahr nur gemeinsam bekämpfen.“

„Dies ist nicht das erste Mal, dass wir uns mit Europol und den nationalen Behörden zusammenschließen, und es ist sicherlich nicht das letzte Mal. Wir können die Menschen in Europa am besten schützen, wenn wir zusammenarbeiten“, bestätigt auch OLAF-Generaldirektor Ville Itälä. Arzneimittelkriminalität auf Kosten von Krebspatienten sei nicht nur illegal, sondern auch abscheulich und traurig.

Die von Europol koordinierte Operation „Shield“ wurde von Finnland, Frankreich, Griechenland und Italien geleitet. Neben dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) und dem Institut für pharmazeutische Sicherheit waren Strafverfolgungsbehörden aus 27 Ländern sowie der private Sektor beteiligt.

 

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