Arzneimittelfälschungen

Asche und Insekten in gefälschten Pillen

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Berlin -

Dem globalen Arzneimittelhandel entstehen durch gefälschte Medikamente enorme Umsatzeinbußen. Schätzungen zufolge seien 2010 Medikamente im Wert vonrund 75 Milliarden US-Dollar gefälscht worden, sagte Klaus Gritschneder, Gründer der Europa Apotheek Venlo (EAV) und Vizepräsident des Versandapothekenverbands EAMSP beim Branchenkongress des BVDVA in Berlin. Inzwischen liege dieser Wert wohl noch weitaus höher. Hinter den gefälschten Medikamenten stünden Gruppen der organisierten Kriminalität, die auch für Drogen- und Menschenhandel verantwortlich seien.

Die meisten Arzneimittelfälschungen gibt es Gritschneder zufolge in Süd- und Mittelamerika, in Indien und in Afrika südlich der Sahara. Am schlimmsten sei die Situation bei Malariamitteln: Hier sei jedes zweite Präparat gefälscht, was zu zahlreichen Todesfällen führe.

Interpol bekämpft weltweit den Online-Vertrieb von Arzneimittelfälschungen. Bei der letzten Aktion namens Pangea VII waren in 111 Ländern insgesamt 9,4 Millionen Medikamente im Wert von 26,4 Millionen Euro beschlagnahmt und 237 Menschen festgenommen worden.

Laut Gritschneder gibt zwei Arten von gefälschten Medikamenten: Illegale Generika seien reine Patentverstöße, gefährdeten also die Patienten meist nicht. Die anderen Fälschungen enthielten keinen oder einen falschen oder falsch dosierten Wirkstoff und seien nicht nur illegal, sondern auch gefährlich.

Die Websites, über die Arzneimittelfälschungen in Deutschland vertrieben werden, arbeiten meist mit einem falschen Impressum sowie mit gefälschten Logos und Adressen. Bei Testbestellungen, die Gritschneder durchgeführt hat, kamen sowohl indische Generika als auch chinesische Fälschungen bei ihm an. Letztere enthielten zum Teil Asche und Insekten.

Zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen wird Anfang 2015 eine EU-weite Regelung zu fälschungssicheren Verpackungen erwartet. Deren Umsetzung soll dann bis 2017 in allen Mitgliedsstaaten verbindlich sein. „Deutschland ist hier mit Securpharm Vorreiter“, sagte Gritschneder.

Securpharm ist ein System zur Abwehr gefälschter Medikamente. Es wurde 2013 getestet und für praxistauglich befunden und wird nun nach und nach in den Regelbetrieb überführt. Dabei machen Arzneimittelhersteller jede Packung zu einem Unikat, indem sie einen quadratischen Data-Matrix-Code aufdrucken, der eine individuelle Seriennummer enthält. Alle Nummern werden in einer gemeinsamen Herstellerdatenbank gespeichert.

In der Apotheke wird der Code vor der Abgabe überprüft: Die Packung wird gescannt und damit in der Herstellerdatenbank abgefragt. Bei Unstimmigkeiten wird die beanstandete Packung einbehalten und der Fälschungsverdacht untersucht.

Auf europäischer Ebene gibt es zudem einen freiwilligen Zusammenschluss namens ASOP EU, der sich zum Ziel gesetzt hat, illegalen Anbietern den Marktzugang zu erschweren beziehungsweise sie vom Markt zu entfernen und Patienten über die Gefahren von gefälschten Arzneimitteln zu informieren. Darin sind Pharmahersteller, Online-Zahlungsanbieter, Google und eBay sowie Unternehmen, die Registrierungen von Internet-Domains durchführen, organisiert.

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