Arzneimittel

Gefälschte Impfstoffe in Afrika und Asien

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Berlin -

Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in vielen Ländern Afrikas sowie in Teilen Asiens und Lateinamerikas je nach Region zwischen zehn und 30 Prozent der Arzneimittel gefälscht. Dazu gehören auch Impfstoffe.

Das Centrum für Reisemedizin (CRM) rät Reisenden, sich vor einem Aufenthalt in Schwellen- und Entwicklungsländern zu allen notwendigen Impfungen beraten und diese in Deutschland durchführen zu lassen. Auch benötigte Medikamente sollten mitgeführt und nicht vor Ort gekauft werden.

Der Anteil gefälschter und minderwertiger Medikamente und Impfstoffe in den betroffenen Ländern lässt sich nicht exakt quantifizieren und variiert stark nach Region, so das CRM. Die Einnahme kann im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen. So ist im März 2014 im indischen Bundesstaat Punjab ein zehnjähriger Junge an den schweren Nebenwirkungen einer Tollwutimpfung verstorben. Die indischen Behörden warnen vor dem Impfstoff AbhayRab, der in vielen öffentlichen Kliniken verfügbar ist.

Auf den Philippinen hatte die Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) im November 2013 ebenfalls vor einem gefälschten Tollwutimpfstoff gewarnt. „Aber auch andere Impfungen und Arzneimittel sind betroffen“, sagt Professor Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM. So habe eine Studie ergeben, dass in Südostasien und in afrikanischen Staaten südlich der Sahara rund ein Drittel der getesteten Malaria-Medikamente minderwertig oder gefälscht waren.

Nach WHO-Angaben enthalten 32 Prozent der gefälschten Arzneimittel keine aktiven Wirkstoffe, 21 Prozent nicht die angegebenen Wirkstoffe, 20 Prozent haben abweichende Wirkstoffkonzentrationen und etwa neun Prozent sind stark verunreinigt. Ebenfalls zu den gefälschten Arzneimitteln zählt die Organisation Medikamente, die zwar die korrekte Menge aktiver Wirkstoffe enthalten, aber in gefälschten Verpackungen verkauft werden. Sie machen 16 Prozent der Fälschungen aus.

„Leider kommt es immer wieder vor, dass Urlauber – auch wegen der regelmäßig auftretenden Impfstoffengpässe in Deutschland – vor der Reise auf notwendige Impfungen verzichten oder Medikamente erst im konkreten Bedarfsfall vor Ort kaufen“, so Jelinek. „Gerade bei Aufenthalten in Schwellen- und Entwicklungsländern empfehlen wir jedoch, alle notwendigen Impfungen in Deutschland durchführen zu lassen. Auch benötigte Medikamente sollten mitgeführt und nicht vor Ort gekauft werden.“

Reisende sollten sich möglichst frühzeitig über notwendige Impfungen informieren, damit sie die Möglichkeit hätten, sich bei verschiedenen Ärzten und Apotheken nach der Verfügbarkeit eines Impfstoffs zu erkundigen.

Wenn der Kauf eines Medikaments vor Ort nicht zu umgehen ist, sollten Urlauber die erforderlichen Präparate nur originalverpackt in lizenzierten Apotheken, niemals jedoch auf Märkten erwerben. „Man muss sich aber bewusst sein, dass man gerade in Entwicklungsländern auch über scheinbar sichere Quellen an gefälschte Arzneimittel geraten kann – diese sind auch in Apotheken, Arztpraxen und Krankenhäusern verbreitet“, sagt Jelinek.

Hinweise auf eine Fälschung können ein sehr niedriger Preis, ein rezeptfreier Verkauf, ungewöhnliches Aussehen, Geruch oder Geschmack der Arznei, brüchige Konsistenz von Tabletten oder schlecht gedruckte Verpackungen sein. Oft werden Medikamente aber auch so geschickt gefälscht, dass Laien sie vom Originalprodukt kaum unterscheiden können.

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