Grippeimpfstoffe

Apothekerverbände bleiben zweckoptimistisch dpa/APOTHEKE ADHOC, 29.10.2020 11:56 Uhr

Vielerorts gibt es Engpässe bei Grippeimpfstoffen, die bis dahin von Ärzten und Apothekern irgendwie überbrückt werden müssen. Foto: Tero Vesalainen/shutterstock.com
Berlin - 

Der Großhandel nimmt jetzt Bestellungen für die nationale Reserve an, doch vor KW 47 soll nichts ausgeliefert werden. Vielerorts gibt es Engpässe bei Grippeimpfstoffen, die bis dahin von Ärzten und Apothekern irgendwie überbrückt werden müssen. Die Apothekerverbände versuchen zu beschwichtigen.

In Thüringen sind derzeit alle von den Arztpraxen im Land bestellten Impfdosen von den Apotheken ausgeliefert worden. Derzeit könne kein Nachschub bestellt werden, sagte der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Stefan Fink. Erst im November, wenn die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Deutschland angeforderten Reserven einträfen, könnten Praxen wieder beliefert werden. Diese sollten sich aber beeilen, um ihren Bedarf rechtzeitig bei den sie beliefernden Apotheken anzuzeigen.

Noch sei es nicht so, dass flächendeckend bei den Arztpraxen keine Impfungen mehr möglich seien. „Meine Arztpraxen haben alle noch Impfstoff vorrätig“, sagte Fink. Zuvor hatte die Thüringer Allgemeine berichtet, dass in manchen Arztpraxen der Impfstoff für die Grippeimpfung ausgehe. Laut Fink haben einige Ärzte mehr Impfstoff als in den Vorjahren bestellt. In anderen Praxen sei aus der Erfahrung der Vorjahre heraus die Zahl der angeforderten Dosen errechnet worden. Diese reichten nun unter Umständen nicht aus.

In Bayern gibt es laut Nürnberger Nachrichten bereits Engpässe: Im Landkreis Forchheim sei „die Lage kritisch“. In Neumarkt gebe es schon Wartelisten. In Erlangen hofften die Apotheken auf Nachlieferungen. Der Präsident der Landesärztekammer, Gerald Quitterer, wird mit der Aussage zitiert, dass in Bayern viele Praxen noch nicht einmal die vorbestellten Impfstoffe komplett erhalten hätten. Nachbestellungen seien zwar möglich, jedoch zeitlich nicht absehbar. „Was wir nicht brauchen, sind Politiker, die in blinden Aktionismus verfallen und die gesamte Bevölkerung zur Grippeimpfung aufrufen ohne sicherstellen zu können, dass auch genügend Impfstoff vorhanden ist. Die Unruhe, die dadurch in unseren Praxen entstanden ist, ist enorm, wenig hilfreich und völlig unnötig!“

„Wir erleben einen Vorzieheffekt“, wird Thomas Metz, Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands, zitiert. „Bereits sehr früh zu Beginn der Impfsaison wollen sich erheblich mehr Menschen impfen lassen, als in den Vorjahren.“ Die ersten Chargen seien bereits im September ausgeliefert worden – aber eben nicht alle auf einmal. „Der Impfstoff wird, bedingt durch aufwändige Produktions- und Freigabeprozesse, nach und nach ausgeliefert“, erklärt Metz. „Dies, verbunden mit der starken Nachfrage, kann aktuell zu Wartezeiten führen.“

Die Apotheken in Hessen sehen trotz erhöhter Nachfrage keinen Engpass beim Grippeimpfstoff. „Wir sind sicher, dass alle, die geimpft werden wollen, auch geimpft werden können“, sagt Katja Förster, Sprecherin des Hessischen Apothekerverbands (HAV). In Hessen wurden für die Grippesaison 2020/2021 rund 150.000 Dosen geordert. Damit wurde nicht mehr bestellt als im Winter 2019/2020.

Anders als in anderen Bundesländern wird der Grippeimpfstoff in Hessen weitgehend zentral geordert. Der HAV fragt im Vorfeld bei Ärzten ab, wie viele Dosen sie brauchen, und reserviert dann ein entsprechendes Kontingent. Ärzte und Apotheken können darüber hinaus weitere Dosen direkt bei Herstellern bestellen. Die Impfstoffdosen werden nach und nach freigegeben und ausgeliefert. Dabei könne es „zeitweise zu regionalen Problemen bei der Zustellung“ kommen, sagte Förster. Außerdem könne es sein, dass einzelne Ärzte die Nachfrage unterschätzt und zu wenig bestellt hätten – oder dass sie zuerst Risikopatienten und Ältere impfen wollten.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern geht trotz einer erhöhten Nachfrage den Praxen und Gesundheitsämtern der Impfstoff nach Angaben von Ärzte- und Apothekerverband nicht aus. „Wir haben ausreichend auf Lager“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Stefan Zutz. Vorsorglich hätten die Hausärzte 20 bis 30 Prozent mehr Impfdosen bestellt. „Schon jetzt haben sich mehr Patienten impfen lassen als im Vorjahr“, so Zutz. Er ging davon aus, dass sich etwa jeder vierte Patient in den Praxen erstmalig impfen lasse.

Auch in den Gesundheitsämtern sei Impfstoff verfügbar, teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales mit. Aktuell komme es aber zu Verzögerungen bei der Auslieferung bestellter Impfdosen. „Deshalb wird auf das Kontingent des Gesundgesundheitsministeriums zurückgegriffen“, hieß es. Insgesamt wurden 33.000 Impfdosen geordert, 27.000 seien bereits ausgeliefert.

Wie der Geschäftsführer des Apothekerverbandes, Carsten Pelzer, sagte, haben sich auch die Apotheken Impfdosen beim Bund reserviert. „Wie viel davon kommt, können wir nicht vorhersagen.“ Im Moment gebe es aber keine Not. Auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung liegen keine Hinweise auf Lieferschwierigkeiten von Impfstoff vor. „Vereinzelt kommt es, wie jedes Jahr, regional zu erhöhten Nachfragen.“