Apothekers Gelbwurst Silvia Meixner, 26.06.2018 13:44 Uhr
Leuchtende Kinderaugen. „Hier, für dich!“, sagt der Fleischermeister und reicht eine Scheibe Gelbwurst. Sein Kundenbindungsprogramm, seit Jahrhunderten erfolgreich. Heute wahlweise auch Traktor-, Teddy- oder aktuell Fußballwurst. Weil Apotheker keine Fleischwaren herstellen und vertreiben dürfen, aber auch an die Kunden von morgen denken müssen, haben sie sich für die gesündere Variante entschieden: Traubenzucker.
„Der Traubenzucker ist die Gelbwurst des Apothekers. In der Apotheke bekommt man immer was geschenkt.“ So kommentierte Antenne Bayern heute den Internationalen Tag der Apotheker. Nicht zu verwechseln mit dem „Tag der Apotheke“, der war nämlich Anfang Juni.
Apotheker Christian Redmann hörte den Beitrag – und vermisste die öffentlichkeitswirksame Werbung der Branche. Eine verpasste Chance. Er sagt: „Ich schüttle den Kopf darüber, welches Bild von uns Apothekern in der Bevölkerung vorherrscht.“ Traubenzucker und Gelbwurst.
Und wo bleibt der Rest? Apotheker, PTA und PKA geben jeden Tag ihr Bestes, wollen heilen und helfen und am Ende bleibt nur der Traubenzucker im Gedächtnis hängen.
Redmann, der seit einigen Wochen tapfer und unbeirrbar eine Petition für ein Verbot des Rx-Versandhandels betreibt, wünscht sich: „Das Bild des Heilberuflers sollte so wahrgenommen werden wie jeder freie Beruf. Wie zum Beispiel Rechtsanwalt oder Arzt. Einerseits ist unser Standing in der Bevölkerung gut. Bei der Frage, wem man vertraut, nennt man gern die Apotheker. Andererseits ist in der Apotheke dann wieder alles gratis, vom Traubenzucker bis zum Tempotaschentuch. Und die Umschau gibt‘s auch noch.“
Sein Wort zum internationalen Tag des Apothekers: „Bei uns arbeitet qualifiziertes Personal, es geht um Arzneimittel und Beratung, um die Gesunderhaltung der Menschen.“ Dass es für die Kinder – auch für die großen – Traubenzucker gebe, sei ein liebgewonnener Service, ein kleines Extra. Redmann hat einen Vorrat von fünf Kilogramm davon im Keller.
Im Vergleich zur Gelbwurst ist Traubenzucker die bessere Wahl. Um funktionieren zu können, braucht der menschliche Körper Glucose. Allein das menschliche Gehirn verbraucht täglich 130 bis 140 Gramm davon. Der deutsche Begriff Traubenzucker heißt so, weil bei uns Glucose zum ersten Mal im Jahr 1747 in Trauben entdeckt wurde.