Der Kontakt kam über die Großmutter des Jungen zustande. „Sie ist eine treue Stammkundin von unserer Apotheke und hat uns um Hilfe gebeten“, erzählt Rittner. Da nicht alle Therapiekosten von der Krankenkasse übernommen wurden, kamen Johannes Eltern finanziell an ihre Grenzen. „Aber sie hätten sich nie getraut, jemanden um Hilfe zu fragen“, berichtet die Apothekerin. Für Rittner war es selbstverständlich, der Familie zu helfen. Sie rief die Spendenaktion „Ein Herz für Johannes“ ins Leben und stellte unter anderem Sammeldosen in der Apotheke auf.

„Nachdem die lokale Presse über Johannes berichtet hatte, wurde es ein Selbstläufer. Die Spendenbereitschaft der Menschen war unglaublich“, freut sich die Apothekeninhaberin. Das Ergebnis habe alle Erwartungen übertroffen: „Wir hatten auf ein paar Tausend Euro gehofft. Dass es so viel wird, damit hatten wir nie gerechnet.“ Der kleine Johannes hat die Chemotherapie mittlerweile überstanden, wird jedoch noch weitere Behandlungen brauchen. Ein örtlicher Pferdehof bot beispielsweise eine Reittherapie an. Das gesammelte Geld soll für Maßnahmen wie diese eingesetzt werden, da die Krankenkasse hierfür nicht aufkommt.

Gefeiert wurde zum Jubiläum der Ahorn Apotheke aber auch. Rittner lud ihre Kunden zu Kaffee und Kuchen ein, der örtliche Bäcker hatte mehrere Bleche zur Verpflegung bereitgestellt. Mit gesunden Geschenken wie Tees und Multivitaminsäften sagte die Apothekerin „Danke“ für die langjährige Treue der Kunden. „Da wir einen Fokus auf Naturheilkunde haben, wollten wir etwas Gesundes anbieten. Kugelschreiber verteilen kann ja jeder“, lacht Rittner. Doch auch der Dank an ihre „langjährigen Mitarbeiter für die fabelhafte Arbeit“ soll nicht zu kurz kommen, so die Inhaberin: „Das gilt insbesondere für meine PKA Nicole Hoffmann, die ich seit 25 Jahren an meiner Seite habe.“

Bei einer Tombola konnten die Kunden attraktive Preise gewinnen, so etwa eine Reise in den bayerischen Wald. „Die Unternehmen aus der Region haben uns beim Gewinnspiel super unterstützt und viele Gutscheine zur Verfügung gestellt. Das zog sich durch alle Branchen“, berichtet Rittner stolz. Der Preis für ein Tombola-Los war mit 2,50 Euro etwas höher angesetzt, denn auch hier gingen alle Einnahmen an die Aktion „Ein Herz für Johannes“. Knapp 900 Euro kamen dadurch zusätzlich zusammen.

Der Geburtstag der Ahorn Apotheke sei in vieler Hinsicht ein voller Erfolg gewesen, fasst die Inhaberin zusammen: „Besonders schön war es, viele unserer Stammkunden zu sehen. Wir haben viele Blumen bekommen, aber auch Collagen und Gedichte wurden für uns angefertigt.“ In einem kleinen Ort wie Velten entstünden nach 25 Jahren eben persönliche Beziehungen. Dabei hatte Rittner zunächst gar nicht vor, eine eigene Apotheke zu leiten. Nach ihrem Examen 1992 wollte die Apothekerin zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität bleiben. Doch im Zuge des Aufbruchs nach der Wende spielte sie mehr und mehr mit Gedanken der Selbstständigkeit.

„Außerdem gab es im Ort nur eine Apotheke, was bei damals rund 10.000 Einwohnern ein bisschen dünn war“, so Rittner. Ihr Steuerberater hörte sich in Velten um und präsentierte ihr ein passendes Objekt – direkt gegenüber vom Wohnhaus der Apothekerin. „Da habe ich dann gesagt ‚Augen zu und durch‘, denn ich war ja damals auch hochschwanger“, erinnert sich Rittner. Das Risiko und der Aufwand sollten sich lohnen: Heute ist sie Inhaberin dreier Apotheken in der Region. Und für eine Nachfolge in der Zukunft ist auch schon gesorgt: „Meine beiden Söhne studieren Pharmazie und haben angekündigt, sich in meinen Apotheken zu engagieren.“