Vor vier Jahren wurde Rebekka Pech noch belächelt, als sie sich für Pole-Dance interessierte. Die damalige Pharmaziestudentin schrieb sich trotzdem für den Kurs an der Universität ein. Mittlerweile ist die Apothekerin selbst Trainerin. Von ihrer sportlichen Leidenschaft profitieren auch die Mitarbeiter der Laurentius-Apotheke in Mönchengladbach.
Beine hoch – an der meterhohen Chromstange ist Pech in ihrem Element. Die 29-Jährige ist seit drei Jahren Pole-Dance-Trainerin. Sie unterrichtet in einem Düsseldorfer Studio und ehrenamtlich an der Heinrich-Heine-Universität. Die Approbierte kam per Zufall zu der Tanzform, bei der an einer festen oder frei drehenden Stange verschiedene Figuren gezeigt werden. „Jeder kann mitmachen, egal ob dick oder dünn.“
Die akrobatische Sportart erfordere nicht nur Kraft, so Pech. Die richtige Technik sei entscheidend und helfe, die schwierigen Figuren zu meistern. Die Apothekerin ist am liebsten mit Partnerin an der Stange. „Die Kunst am Pole-Dance ist, es einfach aussehen zu lassen.“ Zu ihren Lieblingsfiguren zählt das Spagat, das eine große Biegsamkeit erfordere. „Anders als Kraft muss man die Flexibilität Tag für Tag trainieren. Darauf bin ich schon stolz.“ Ihre Höhenangst konnte Pech überwinden. „Früher konnte ich nicht einmal auf einem Hocker stehen, ohne dass mir schlecht wurde.“
Pech arbeitet seit drei Jahren in der Apotheke ihres Bruders. „Er hat mich dabei immer unterstützt, auch wenn er anfangs gelacht hat, weil ich mit Sport eigentlich gar nichts zu tun hatte“, sagt sie. Auch das Team finde ihre sportliche Leidenschaft spannend. Ein Vorteil sei, dass sie vor allem mit Frauen zusammenarbeite. „Die sehen den Sport in Pole-Dance. Männer finden es oft anrüchig.“
Probleme habe es aber nie gegeben: „Ich gehe ganz offen damit um.“ Auch manche Kunden bemerken, dass Pech eine begeisterte Sportlerin ist. „Ich habe Stretching in der Apotheke eingeführt“, sagt sie. Manchmal würden die Dehnungsübungen im Backoffice bemerkt. Als gute Streckhilfe erweist sich bespielsweise eine offene Schublade des Generalalphabets. Auch ihre Eltern tragen zur Popularität Pechs mit bei. Das Apothekerehepaar führte den Betrieb bis vor zwei Jahren und hilft noch aus. Sie erzählten manchen Stammkunden vom Nebenjob der Tochter.
Pech arbeitet fünf Stunden in der Woche als Trainerin. Sie selbst trainiert etwa 15 Stunden. „Pole-Dance macht mir sehr viel Spaß.“ Die anderen Trainerinnen seien wie eine zweite Familie. „Das liegt bestimmt auch daran, dass man sich an der Stange so nah kommt.“ Ihre Trainingsausbildung absolvierte Pech über die Firma X-Pole. „Man lernt die Anatomie des Körpers, Stretching, einzelne Figuren und welche Fehler Schüler machen können.“ Wichtig sei der Abschnitt über Hilfestellungen.
Mit Anfängern probt Pech zunächst den Umgang mit der Stange, um die Scheu zu verlieren. „Wir laufen erst einmal herum.“ Danach würden die Körperspannung und Figuren trainiert. Bei den Trainings wechselten sich Choreografie und Technik ab. „Anfänger können bei diesem Sport schnell Erfolge sehen“, sagt sie. Profis lernten angesichts der zahlreichen Figuren und Schwierigkeitsstufen nie aus.