Apothekerin schließt – und wechselt zur Konkurrenz Silvia Meixner, 19.01.2019 14:37 Uhr
Sinkende Einwohnerzahlen, sinkende Kaufkraft – Apothekerin Daniela Vetter aus dem brandenburgischen Strasburg zieht die Notbremse. Sie schließt ihre alteingesessene Adler-Apotheke zum 31. März und arbeitet künftig bei der Konkurrenz.
Die „königlich-privilegierte“ Apotheke in der Uckermark wurde um das Jahr 1733 eröffnet – so steht es in großen Lettern über dem Eingang. „Das ist alles gut und schön, aber es nützt ja nichts, wenn ich keine Kunden habe“, sagt die Apothekerin. Der Pleitegeier kreiste zuerst schleichend über der Apotheke. „Der Ort ist von 6000 Einwohnern in den vergangenen Jahren auf unter 5000 geschrumpft“, erzählt Vetter. Viele junge Menschen ziehen weg – dorthin, wo es gute Jobs gibt. „Es gibt hier viele Hartz-IV-Empfänger, viele Menschen mit wenig Geld und leider viele Rentner. Viele Stammkunden sind uns in den vergangenen Jahren weggestorben, unser Kundenstamm wurde immer kleiner.“
Dazu gesellten sich die üblichen Probleme der Branche: „Bei allem bleibt die Miete gleich – und die Personalkosten steigen. Am Ende bleibt nichts übrig und man fragt sich, warum man jeden Tag in der Offizin steht.“ Zudem hat die Apotheke zwar eine große Vergangenheit, aber leider keine Parkplätze vor der Tür, ein weiterer Minuspunkt. Die Apotheke liegt direkt an der Bundesstraße.
Eines Tages fragte dann die Inhaberin der zweiten Apotheke in Strasburg an, ob sie einen Apotheker oder eine Apothekerin kenne, sie suche Personal. „Die Brunnen-Apotheke ist größer, sie hat einen besseren Standort, Parkplätze vor der Nase.“ So sei ein Gespräch entstanden, zuerst überlegten die Apothekerinnen, ob die Adler-Apotheke als Filiale zu halten sei. Das hätte langfristig die Probleme nicht gelöst und so entschied sich Vetter, als angestellte Apothekerin künftig bei der Konkurrenz zu arbeiten.
„In diesem Jahr hätte ich zehn Jahre gefeiert, ich habe die Apotheke 2009 übernommen“, sagt sie. Das sei traurig, aber für die Zukunft ist sie optimistisch. „Bisher musste ich alle sechs Tage Notdienst machen“, sagt sie. Das fällt künftig weg.
Die Kunden waren überrascht, viele glaubten doch tatsächlich, sie schließe, weil sie so viel Geld habe und künftig nicht mehr arbeiten müsse. „Bei diesen Kunden musste ich dann schon bewusst weghören“, sagt sie. Anderen wiederum sei die schwierige Situation vieler Apotheken durchaus bewusst. „Einen Nachfolger habe ich von vornherein nicht gesucht, ich mache ja nicht ohne Grund zu.“
Die meisten ihrer vier Mitarbeiter haben schon eine neue Arbeitsstelle gefunden, bei einer, die noch sucht, ist sie überzeugt, dass auch sie beruflich gut unterkommen wird. Bis Ende März ist die Adler-Apotheke in der Uckermark noch geöffnet. „Im April räume ich die Apotheke und fange Anfang Mai dann in der Brunnen-Apotheke an.“ Sie freut sich auf die neue Aufgabe und vor allem darauf, künftig eine geregelte 40-Stunden-Woche zu haben. „Ich freue mich auf das, was kommt.“ Ein weiterer positiver Aspekt: „Wenn ich künftig Urlaub habe, habe ich Urlaub.“