Immer mehr Apothekerinnen und Apotheker schreiben an Moderator Günther Jauch. Auch Birgit Zimmermann aus Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein wollte seine Reklame für den niederländischen Versender Shop Apotheke nicht unkommentiert lassen. Sie lud den TV-Promi zu sich in die Apotheke ein.
Zimmermann ist seit 24 Jahren selbstständig und führt drei Apotheken. Sie „zürne“ wegen der TV-Werbung von Jauch für Redcare. „Wir arbeiten vor Ort, nah am Kunden und sind so wichtig“, sagt die Inhaberin der Apotheke auf dem Rhen. Seit Jahren werde jedoch mit zweierlei Maß gemessen und „das stößt mir auf“.
Statt nur zu jammern entschloss sie sich im vergangenen Jahr, eine E-Mail an Jauch zu schreiben und ihn über die tatsächliche Situation in der Arzneimittelversorgung zu informieren. Nur wenige Tage später sei das Antwortschreiben des Moderators gekommen. Es ähnele den anderen Rückmeldungen und handele sich vermutlich um einen „Serienbrief“, sagt die Inhaberin.
Auf eine Frage ging Jauch darin jedoch nicht ein. Denn Zimmermann lud ihn zum Praktikum in die Apotheke. „Wenn er interessiert und cool drauf ist, dann kommt er und könnte ein Praktikum in der Apotheke machen.“ Immerhin täten das auch Politiker. „Es wäre toll, wenn er kommt, denn ich würde ihm gerne erklären, dass er sich mit der Werbung falsch entschieden hat.“ Statt für einen Versandkonzern solle er für die Vor-Ort-Apotheke werben, fordert die Apothekerin.
Die Inhaberin betont, dass es um die Angestellten gehe, die man bezahlen müsse, genauso wie um die Kundschaft, die direkt und vor Ort versorgt werde. Ihre Kundinnen und Kunden kritisierten die TV-Reklame. „Da ist Verständnis vorhanden.“ Doch die Werbung führe dazu, dass man Menschen in den Onlinehandel treibe, weil sie sich nicht mehr bewegen wollen. „Aber wir sind besser und schneller. Das ist eine ‚Irreleitung‘ der Bevölkerung.“
Allerdings gibt sie mit Blick auf die Politik zu Bedenken, dass eine Gesundheitsversorgung vor Ort auch finanziert werden müsse, wenn man sich diese leisten wolle. „Unter den Heilberuflern herrscht Unmut. Wir gehören zur motivierten Seite, aber die Lage ist zu Recht traurig und frustrierend.“