Daniela Hänel hat sich zum Tag der Apotheke eine halbe Zeitungsseite gekauft, um auf die „wirklichen Probleme der Vor-Ort-Apotheken“ hinzuweisen. „Sonst wird wieder nur das Allgemeine der Abda-Pressetexte veröffentlicht“, sagt die Inhaberin der Linda-Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau. „Unsere Probleme mit Personal, Nachwuchs, Schließen der Apotheken, Honorierung und Wertschätzung der Mitarbeiter sowie die eigentlichen Probleme der Apotheken werden sonst ja nicht öffentlich dargestellt.“
„Daniela Hänel ist mit Leib und Seele Apothekerin. Auch wenn sie für ihren Beruf ‚ihr letztes Hemd‘ geben würde, sei die Arbeit als selbstständige Apothekerin nicht mehr motivierend und lohne sich finanziell kaum mehr“, wird sie in dem Beitrag zitiert. Der Tag der Apotheke sei für sie ein Anlass, für ihren Berufsstand „auch öffentlich Lanze zu brechen“. „Keinen interessiert, welche Belastungen wir, die Vor-Ort-Apotheken, stemmen müssen – ohne Bezahlung beziehungsweise Aufwandsentschädigung.“
Als Beispiel nennt sie den Notdienst, der in den vergangenen Jahren viel anspruchsvoller geworden sei. „Wir zahlen im Prinzip selbst dafür drauf.“ Um die Politik zu sensibilisieren, schrieb die Vorsitzende des Vereins Freien Apothekerschaft zuletzt einen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und an alle sächsischen Bundestagabgeordneten. Auch die Wertschätzung für das gesamte Apothekenpersonal fehle. „Ich liebe es, für meine Kunden da zu sein, sie persönlich zu beraten, doch dazu fehlt mir leider sehr oft die Zeit.“
Zum enorm gestiegenen bürokratischen Aufwand kämen Lieferengpässe, die sie mindestens 30 Prozent ihrer Arbeitszeit kosteten. Sie bemängelt auch die Honorierung der apothekerlichen Leistung, die sich seit 18 Jahren nicht mehr verändert hat. „Sie müsste mindestens um 25 Prozent erhöht werden“, so Hänel.
Aus ihrer Sicht sind Reformen dringend nötig – ansonsten „werden wir weitere Vor-Ort-Apotheken in der Fläche verlieren“. Ein weiteres eklatantes Problem neben dem Versandhandel ist aus ihrer Sicht der Personalmangel: Alleine in Zwickau hätten in den letzten zwei Monaten aufgrund fehlender Mitarbeiter:innen wieder zwei Apotheken schließen müssen. Sie selbst habe im vergangenen Jahr aus Personalnot ihre Filialapotheke in Plauen aufgeben müssen, schildert sie aus eigener Erfahrung. „Wir haben seit Jahren permanenten Fachkräftemangel. Es fehlen Apotheker und auch PTA.“
Zwar würden an der Ludwig Fresenius Schule in Zwickau auch PTA ausgebildet, aber mit nur einer Schulklasse gebe es zu wenig Absolventen. „Weil Lehrkräfte fehlen, wird leider einfach zu wenig pharmazeutisches Personal ausgebildet. Ich habe früher selbst unterrichtet, doch dafür fehlt mir – aus Personalnot – einfach die Zeit“, sagt Hänel, die ihre acht Mitarbeiterinnen laut Bericht „wie ihren Augapfel hütet“.
Und weil sie es ernst meint, hat sie gleich eine Werbeanzeige für die PTA-Schule übernommen und noch eine eigene Stellenanzeige geschalten. Anfang Mai hatte sie eine Schulpraktikantin in der Apotheke, in den Ferien kommt der nächste Schülerpraktikant. „Es muss die Jugend sensibilisiert werden.“
Wenn es politisch und mit der Standesvertretung aber so weiter gehe und die Arbeit weiter unterbezahlt bleiben sollte, dann werde sie auch ihre Hauptapotheke abgeben, so Hänel. „Alle meine Verträge haben eine Laufzeit bis spätestens 31. Dezember 2025. Dann werde ich mir überlegen, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine Vor-Ort-Apotheke weiter zu betreiben.“
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