Andrea Wieland, Inhaberin der Stern-Apotheke im bayrischen Schwebheim, ist mit der fünften Jahreszeit aufgewachsen und liebt den Fasching bis heute. Als Kind tanzte sie lange Zeit in der Garde mit. Aktuell regiert die Apothekerin als Prinzessin Andrea 1. das Schweinfurter Narrenvolk.
Bereits 2020 wurden Wieland und ihr Mann gefragt, ob sie in der Faschings-Saison 2021 als Prinzenpaar für das nahegelegene Schweinfurt zur Verfügung stehen wollen. Wegen Corona fiel dann aber alles aus. Im darauffolgenden Jahr konnte das Prinzenpaar zumindest einige Sitzungseinladungen von anderen Faschingsgesellschaften annehmen. Eine richtige Narrenzeit erlebten sie pandemiebedingt allerdings noch immer nicht. Für Wieland hat der Fasching Tradition und „Traditionen geben Halt im Leben“, wie sie sagt. Als auserwählte Prinzessin machte sie es sich nun zur Aufgabe, die fünfte Jahreszeit zu feiern – so gut es geht.
Fünf Tage ist das Prinzenpaar in der vergangenen Saison – getestet und mit Maske natürlich – durch zahlreiche Kindergärten, Pflegeheime und Tagespflegestationen gezogen und hat aktiv dafür gesorgt, dass die Menschen zusammenkommen und eine gute Zeit gemeinsam verbringen. Die kleinen Feierlichkeiten von etwa 30 bis 60 Minuten sind überall gut angekommen, berichtet Wieland. Die Kinder und auch die Senioren haben das Tanzen, die Musik und ein dreifaches „Helau!“ sehr genossen. „Wir haben große Dankbarkeit erfahren.“
Die diesjährige Faschings-Saison läuft nahezu normal ab: Tests und Masken sind kaum noch Thema. Seit dem 13. Januar hat die Apothekerin einen volleren Terminkalender, denn je. Jedes Wochenende schlüpft Wieland in ihr Kostüm, dass sie farblich in rot und mit vielen Sternen auf ihre Apotheke abgestimmt, anfertigen lassen hat. Zwischendurch musste sie auch noch einen Notdienst absolvieren. Vier bis fünf Wochenenden am Stück ist das Prinzenpaar von Freitag bis Sonntag auf den narrenüblichen Feierlichkeiten. „Allmählich schwinden die Kräfte“, gibt Wieland zu. „Aber manchmal darf man nicht über die Situation nachdenken, sondern einfach machen. Das ist auch im normalen Apothekenalltag oft der einzig wahre Weg, um zu überleben und nicht durchzudrehen.“ Sie hat das Glück, sich die Notdienstbereitschaft momentan mit einer angestellten Apothekerin teilen zu können: Gegen Mitternacht hat die Inhaberin selbst übernommen, nachdem sie eine Faschingssitzung nicht ganz bis zum Ende ableisten konnte.
Dauerhaft im Fasching aktiv zu sein, ist für Wieland nicht möglich. Es ist eine Sondersituation, die nicht jedes Jahr zum Tragen kommen kann. Der Betrieb hat zweifelsohne Vorrang für Wieland: „Ich liebe meine Apotheke und auch meine Kund:innen“. Deshalb ist nächste Woche auch endgültig Schluss. Am Dienstag wird es in Schweinfurt noch einmal einen großen Faschingsumzug geben, zu dem die Apothekerin letztmalig in ihre Robe schlüpft. Um 18 Uhr wird sie ihre Krone abgegeben haben und ihren nächsten Notdienst in der Apotheke absolvieren.
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