Zum Jahresende schließen viele Apotheken für immer. Die Kunden sind darüber meist entsetzt. Gerade auf Dörfern verbreitet sich die Nachricht über die bevorstehende Schließung der Stammapotheke schnell. Im hessischen Groß-Zimmern kochte die Gerüchteküche allerdings über: In der Gemeinde wurde sich erzählt, dass die Alte Apothekebald dicht machen werde. Die Inhaberin widerspricht.
In Groß-Zimmern gibt es drei Apotheken und zwei Arztpraxen. Der rund 13.000 Einwohner große Ort spürt wie andere Gemeinden, dass sich gerade kleine inhabergeführte Einzelhändler aus dem Zentrum zurückziehen. Am Samstag verabschiedet sich der Metzger, die Post ist im Sommer aus dem Ortskern in die Randlage umgezogen. „Heute morgen kam eine Kundin und fragte, ob ich auch zumache“, sagt Apothekerin Daniela von Nida.
Die Inhaberin der Alten Apotheke Groß Zimmern war überrascht. „Die Einwohner waren offenbar der Meinung, dass ich schließen werde. Die Kundin hatte es von ihrem Sohn gehört, der sich sicher war.“ Die Pharmazeutin beruhigte die Frau und erklärte, dass sie keinerlei Pläne habe, die Apotheke vier Jahre nach der Übernahme dicht zu machen. Im Gegenteil: „Das ist mein Baby.“
Von Nida wollte jedoch nicht alleine darauf vertrauen, dass die Kundin die frohe Kunde im Ort verbreitet. Die Facebook-affine Unternehmerin veröffentlichte kurzerhand über das soziale Netzwerk eine Botschaft an ihre Fans: „‼️ Gerüchte ‼️ Gerüchte ‼️Gerüchte ‼️ Entgegen der aktuellen Gerüchte in Groß-Zimmern wollten wir kurz darauf hinweisen, dass wir NICHT vorhaben, in nächster Zeit zu schließen. Bitte lasst das doch in eventuelle Diskussionen mit einfließen. Vielen Dank!“
Auch in zwei regionalen Gruppen der Gemeinde verkündete sie, dass sie nicht vorhabe, ihren Betrieb zu schließen und dass an dem Tratsch nichts dran sei. „Ich mache mir deshalb jetzt keine Sorgen, die Kunden kommen ja“, sagt sie. Man sehe von außen durch die beleuchtete Reklame und den Straßenaufsteller deutlich, dass die Apotheken offen habe. Den Gerüchten zufolge soll die Schließung jedoch nicht zum Jahreswechsel, sondern im neuen Jahr angestanden haben.
Dass es im Ortskern ruhiger werde, sei in den vergangenen zwei Jahren zu spüren gewesen, sagt von Nida. „Erst war es ein Bäcker, dann ein Buchladen.“ Im Zentrum sei es dadurch ruhiger geworden. Angesichts der nah gelegenen beiden Arztpraxen könne sie sich jedoch nicht beklagen: „Wir laufen gut“, betont sie. Würden die Mediziner abziehen, würde sie und die beiden anderen Apotheken natürlich Probleme bekommen. „Das ist jedoch nicht im Gespräch.“
Von Nida beschäftigt rund zehn Mitarbeiter. Sie übernahm die Apotheke im Juni 2014 von Hartmann Mayer. Die Alte Apotheke wurde als erste Apotheke im Ort 1948 in dem Fachwerkhaus in der Enggasse 1 gegründet. Die Offizin wurde im Lauf der Zeit von den kleinen Nebenräumen ohne Schaufenster verlegt. Heute empfängt von Nida Kunden in dem Gebäude mit renovierter Außenfassade und hellen Verkaufsräumen mit großen Schaufenstern.
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