„Andere sind froh, dass ich ausbilde“

Apothekerin bildet PKA für Mitbewerber aus

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Berlin -

20 Jahre selbstständig – Apothekerin Annett Faber aus Brandenburg blickt zufrieden zurück und würde nichts anders machen. Seit Beginn ihrer Selbstständigkeit setzt sie sich auch für die Ausbildung ein und beschäftigt alle drei Jahre einen PKA-Azubi – eingestellt hat sie davon bisher keinen. „Ich habe ja noch Personal“, sagt die Inhaberin der Stadt-Apotheke in Gransee. Doch das ganze Team könne von der Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs profitieren.

Faber kam über einen Umweg zur Apotheke. Zunächst studierte die heute 53-Jährige Finanzwirtschaft in Gotha und war in einer Sparkasse tätig. Nach dem Mauerfall übernahm ihre Mutter dann die Apotheke und machte sich selbstständig. „Ich bin in der Apotheke groß geworden und habe es dann mit Pharmazie versucht“, sagt sie. Nach der Approbation stieg sie im mütterlichen Betrieb als Angestellte ein und übernahm 2002 die Leitung.

Keine Personalprobleme

Diesen Schritt habe sie seither nicht bereut, sagt sie. „In der Apotheke zu arbeiten, ist toll. Es gibt kein Schichtsystem und es ist familienfreundlich.“ Dazu kommt, dass Faber eine Sorge, die viele Kolleg:innen haben, nicht teilt: Personalprobleme habe sie bisher keine. Als sie die Apotheke übernahm, blieben die Angestellten bei ihr. Auch ihre Mutter wechselte die Seiten und half weiter im Betrieb mit, bis sie 78 Jahre alt war. Auch heute steht die 84-Jährige noch manchmal in der Apotheke.

„Ich bin total zufrieden“, sagt Faber stolz, wenn sie über die Lebensläufe ihrer Angestellten spricht. Eine Kollegin sei seit 45 Jahren bei ihr, eine andere seit 40 Jahren – so geht die Aufzählung weiter. „Keiner hat jemals gekündigt, alle die weg sind, sind in Rente gegangen.“ Das Betriebsklima ist der Inhaberin wichtig, sie selbst sieht sich auch nicht als „Chefin“, sondern fühlt sich als „Teammitglied“. Insgesamt beschäftigt sie elf Mitarbeiter:innen, davon drei PKA.

Positiv auf die Stimmung im Team kann sich auch die Arbeit mit Auszubildenden auswirken, erklärt Faber. Die Apotheke nehme regelmäßig Schülerpraktikant:innen auf. Oft entschieden sich diese dann für eine PKA-Ausbildung in der Apotheke. „Auszubilden macht Spaß, auch die Kollegen müssen dann Vorbild sein und Fragen beantworten. Dadurch entsteht ein Anreiz, eine Herausforderung, denn man will den Auszubildenden ja nicht stehen lassen.“

Kontakt zu Schulen intensivieren

Faber engagiert sich für die Apothekerkammer im Bereich Ausbildung und ist lokal in einem Gewerbeverein vernetzt, der Listen mit Ausbildungsstätten an Schulen aushängt. Die Zusammenarbeit von Schulen und Ausbildungsbetrieben sei ein Knackpunkt, sagt die Apothekerin. „Da gibt es zu wenig Kontakt.“ Ein Problem sei, dass sich zu wenig Jugendliche für den PKA-Beruf entschieden. „Ich glaube, es würden schon mehr Apotheken ausbilden.“

Die Apothekerin schwärmt für die Ausbildung: „Es ist so toll, die Entwicklung vom Anfang der Ausbildung bis zum Ende zu begleiten. Erst sind sie oft ganz schüchtern, dann laufen sie von selbst. Das macht viel Spaß.“ Die Zusammenarbeit mit Menschen ist Faber besonders wichtig. Künftig kann sie sich vorstellen, auch selbst die PKA zu übernehmen. Bislang hätten sich 90 Prozent der kaufmännischen Angestellten nach der Ausbildung entschlossen, eine PTA-Ausbildung anzuhängen. Die Zusage einer Schülerin, in drei Jahren die PKA-Ausbildung zu beginnen, hat sie bereits. Auch im Apothekerbereich kündigte sich bereits Nachwuchs an. Fabers 18-jähriger Sohn hat Interesse, Pharmazie zu studieren und hilft bereits in der Apotheke mit.

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