Apothekenteam aus Rostock: Protest in Schwarz Hanna Meiertöns, 17.11.2022 15:44 Uhr
Apothekerin Dr. Anja Fischer-Beller aus Rostock beteiligt sich auch am Apothekentrauertag. Sie möchte ein Bewusstsein schaffen für die schwierige Situation der Apotheken vor Ort.
2019 hat Fischer-Beller die Elmenhorster-Apotheke übernommen. Nun bereitet ihr nicht nur das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) große Sorgen, sondern auch die Inflation.
Ihr fehle ein Sprachrohr, um die Situation nach außen zu tragen – der Apothekentrauertag biete dazu eine Gelegenheit. Sie wurde unter anderem durch die Apothekerkammer auf die Aktion aufmerksam gemacht, aber auch die Apotheker:innen in Mecklenburg-Vorpommern seien untereinander gut vernetzt. Viele beteiligen sich an der Aktion.
Fischer-Beller möchte die Schwierigkeiten der Vor-Ort-Apotheke nach außen tragen und das öffentliche und vor allem politische Bewusstsein dafür fördern. Sie wünscht sich dafür auch mehr Unterstützung durch die Kammern und Verbände. „Es dringt nichts durch“, äußert sie sich frustriert über die politischen Entscheidungen. Dass man Leute abstimmen lasse, die nicht einmal die Preisbildung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln verstanden hätten, ärgert sie.
Steigende Kosten überall
Sie erhoffe sich zumindest einen Inflationsausgleich, statt einer Kürzung der Vergütung. Seit acht Jahren sei die Vergütung für die Abgabe der rezeptpflichtigen Arzneimittel nicht erhöht worden, es seien immer nur Abzüge hinzugekommen. Zu den verschlechterten Großhandelskonditionen, den erhöhten Kosten durch Securpharm, Gematik und Rechenzentren sowie den neuen Mindestlohn komme nun der Kassenabschlag.
Die Botendienstpauschale decke nicht einmal die Sprit- und Personalkosten, aber den Patient:innen die Lieferung in Rechnung zu stellen, sei keine Option. „Dann können sie ja auch gleich online bestellen“, befürchtet Fischer-Beller.
Deshalb tragen sie und ihre Mitarbeiter:innen heute auch schwarz und klären mit Hilfe der aufgehängten Flyer die Kund:innen über die Krise auf, denn viele seien sich der Situation überhaupt nicht bewusst. Die Berichterstattung der Medien ziele eher auf die Lieferengpässe ab, statt auf die vielen Probleme darum herum.