Apotheker wird zum Rapper Alexandra Negt, 28.08.2020 14:21 Uhr
Stephan Torke ist seit etwas über drei Jahren der Inhaber der Grund-Apotheke im sächsischen Freital. 2017 übernahm er das gesamte Team und brachte frischen Wind in den Betrieb. Eines der ersten Projekte: ein Instagram-Account. Diesen wollte Torke von Anfang an anders gestalten als andere Apotheken. Mit Humor und einem Blick hinter die Kulissen holt er seine Follower ab. Sein neuestes Projekt ist ein Musikvideo, welches die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke verdeutlichen soll. So wird der Apotheker nebenbei zum Singer-Songwriter und entdeckt seine kreative Art.
Schon bei der Übernahme der Apotheke hatte sich Torke das Thema Digitalisierung groß auf die Agenda geschrieben. Ein modernes Kassensystem musste ebenso her wie eine aktuelle Homepage. Doch damit nicht genug. Torke setzt auf weitere Social-Media-Kanäle, darunter auch Instagram. Sein Motto hier: anders und nicht zu ernst. „Die Jammerschiene bringt uns alle nicht weiter. Da tut ein bisschen Humor hier und da schon gut.“ Der Apotheker versteht hier unter „anders“, dass sein Account keine weitere reine Informationsquelle sein soll: „Davon haben wir ja nun schon wirklich genug, nicht zuletzt unsere eigene Internetseite. Instagram soll den Menschen eher etwas Lockeres, Leichtes geben und hier und da auch mal einen Blick ins Hintergrundgeschehen.“
Locker leicht wirkt auch sein neuestes Projekt: Ein Musikvideo, in dem Torke auf seinem Pillenflitzer sitzt und mit lässigen Zeilen eine doch wichtige Botschaft vermittelt: die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke. „Gerade jetzt nach den ganzen Wochen, in denen Corona den Apothekenalltag beeinflusst und bestimmt hat, möchte ich nochmal deutlich auf die Bedeutung der stationären Apotheke hinweisen.“ Ganz nach seinen Prinzipien erfolgt dies aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Mit diesem kreativen Projekt erfüllt sich der Apotheker auch einen eigenen Traum: „Das ist das Schöne am Chefsein, dass ich alle Dinge so regeln kann, dass so etwas möglich ist. Ich kann jetzt auch mal kreativ sein.“
„So soll es sein und so kann es gerne bleiben – das helle rote ‚A‘, es leuchtet schon von Weitem.“ So lautet eine Zeile aus seinem Song, der auf die Bedeutung der stationären Apotheke aufmerksam machen soll. Die Apotheke mache keine Pause und sei immer da, wenn der Kunde einen Ratschlag braucht, heißt es weiter. Torke hat das Video komplett selbst produziert. Den Text hat er selbst geschrieben. Ein Teaser wurde bereits vor einigen Tagen bei Instagram veröffentlicht. Nun folgt das gesamte Video. „So ein Video zu schneiden ist gar nicht so einfach, doch so konnte ich wieder etwas Neues lernen.“ Sein Team steht komplett hinter ihm: „Viele der Postings sind auf Ideen meiner Mitarbeiter zurückzuführen. Wir haben da alle gemeinsam Spaß dran.“
Und die Beiträge stoßen auf positive Resonanz. Zuletzt im vergangenen Jahr, als die Grund Apotheke eine Pharmazieingenieurin in den wohlverdienten Ruhestand entlassen musste und eine neue Apothekerin suchte: Torke schaltete er ein Video bei Youtube, um nach einem neuen Apotheker zu suchen. „Das Video war eine spontane Idee. Ich wollte schauen, ob ich so schneller einen passenden Neuzugang finden könnte, als über klassische Stellengesuche. Das Video zeigt, dass wir ein lustiges Team sind.“ Es dauerte nicht lange und er fand einen passenden Ersatz für seine Pharmazieingenieurin. „Ich denke, ein weiterer Vorteil dieser Variante ist, dass sich nur Menschen melden, die sich durch die Art des Videos angesprochen fühlen.“ Nun ist das Team seit Anfang des Jahres wieder komplett. Das Videoformat verfolgt er weiterhin und veröffentlicht hier und da mal ein neues Werk.
Torke hat, wie alle anderen Apothekenleiter auch, die letzten Wochen Höhen und Tiefen durchlaufen. Er berichtet, dass die Kundenzahlen noch nicht wieder auf Normalstand sind. Doch auch während der Krise hat er seine Social-Media-Kanäle weiterhin mit lustigen Beiträgen gefüttert. „Immer nur alles schlecht zu sehen bringt die Apotheke-Vor-Ort ja schlussendlich auch nicht voran. Ich für meinen Teil versuche, mein Team immer motiviert zu halten, und verdeutliche ihnen, dass wir verstehen müssen, unser Wissen zu verkaufen.“ Hierfür organisiert Torke Fortbildungen und Verkaufstrainings. Die meiste Zeit seiner Arbeitswoche verbringt er damit, die Ausrichtung der Apotheke zu stärken und kümmert sich um das Wachstum und das Marketing für seine Apotheke. „Wenn es brennt, dann bin ich natürlich auch noch im HV – das habe ich ja ursprünglich mal gelernt und es macht mir ja immer noch Spaß!“
Seit einigen Wochen bietet Torke auch eine Video-Sprechstunde an. „Pünktlich zum April haben wir in der Corona-Krise mit der Videosprechstunde gestartet.“ Doch die Nachfrage sei eher verhalten. „Ich denke, die Patienten nutzen dieses Angebot weniger für explizite Fragen. Was ich mir vorstellen könnte, dass man einzelne Bereiche wie das Medikationsmanagement outsourcen könnte und in Zukunft primär über die Videosprechstunde bedient.“ Doch auch das gehört zur Digitalisierung und Weiterentwicklung dazu – man muss ausprobieren, was funktioniert. Torke bleibt auf jeden Fall dran, immer mit einer Prise Humor.