Apotheker Florian Wehrenpfennig ist affin für digitale Trends. Flachbildschirme, Touchscreens – hat er seit Jahren in der Rathaus-Apotheke. Sein neuester Clou: Roboter Charly. Die humanoide Maschine wird in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in seiner Offizin getestet. Das Projekt ist für ein Jahr angesetzt.
Seinen ersten Arbeitseinsatz hatte Charly am Mittwoch. In der Rathaus-Apotheke in Sankt Augustin fuhr der Service-Roboter durch die Offizin und begrüßte Kunden. „Wie geht es ihnen?“ – gehört zu einer der Fragen, die die Maschine kann. Das vom Wirtschaftsministerium geförderte Projekt sieht vor, dass der Roboter künftig eigenständig die Mitarbeiter bei einfachen Beratungen unterstützen soll.
Davon ist er bislang aber noch entfernt. „Er kann noch nicht so viel“, sagt Wehrenpfennig. Der Apotheker wurde wie andere Einzelhändler der Region von der Hochschule angeschrieben und auf das Projekt aufmerksam gemacht. „Wir haben eine moderne digitale Apotheke. Da bietet es sich an, dass ein Roboter vorhanden ist“, sagt er. Charly passe perfekt zum Team.
Arbeitskräfte wird der Roboter laut Wehrenpfennig aber nicht ersetzen können. „Das soll er auch nicht“, so der Apotheker. „Er soll eine Ergänzung und Mitarbeiter unterstützen.“ Dabei denkt er beispielsweise an standardisierte Prozesse wie die Frage nach einer Kundenkarte, die ohnehin immer angesprochen würden. „Das kann er übernehmen.“
Der Roboter ist nicht alleine im Einsatz. Er wird begleitet von einem Mitarbeiter der Uni. „Es muss noch viel programmiert werden“, sagt Wehrenpfennig. Seine Kunden und Angestellte hatten am ersten Einsatztag viel Spaß mit der Maschine. „Er ist ja auch süß“, so der Apotheker. Die Maschine sei bewusst im Kindchenschema designt worden.
Das ganze Team habe von der Hochschule eine Einführung erhalten. „Es wird noch etwas dauern, bis er uns wirklich helfen kann“, so Wehrenpfennig. Die Kunden seien am ersten Tag offen gegenüber dem neuen Mitarbeiter gewesen. Seinen nächsten Einsatz hat er kommenden Freitag. Der Apotheker sieht den Roboter nicht nur im Kundenbereich als Hilfe. Perspektivisch könne er auch in der Dokumentation eingesetzt werden. Über einen Bildschirm verteilt er zusätzlich Informationen. „Noch steckt er aber in den Kinderschuhen.“
Charly gehört zur Form der Pepper-Roboter. Sie sind seit 2015 weltweit im Einsatz. Erfunden wurden sie in Japan, wo sie in Banken, Unternehmen und im Gesundheitswesen eingesetzt werden. Sie gehören zu den humanoiden Robotern und sind darauf trainiert, Mimik und Gestik der Menschen zu erkennen und direkt darauf zu reagieren. Angesichts des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen werden den kleinen Helfern gute Chancen für die Zukunft prophezeit.
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