Pharmaziestudium: Jeder Zweite rät ab APOTHEKE ADHOC, 05.06.2016 15:04 Uhr
Zahlreiche Apotheken werden seit Generationen geführt und häufig von den Kindern übernommen. Jeder zweite Teilnehmer einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC würde seinem Nachwuchs raten, etwas anderes zu studieren. Grund dafür sind offenbar die Berufsaussichten für zukünftige Apotheker – sie stimmen die Umfrageteilnehmer pessimistisch.
Nur jeder vierte Teilnehmer findet vorbehaltlos, dass Apotheker ein toller Beruf ist. 21 Prozent würden das Pharmaziestudium zwar empfehlen, aber nicht das Arbeiten in der Apotheke.
Gänzlich negativ beurteilen es weitere 29 Prozent der Teilnehmer: Die Perspektive sei heute schlechter als früher, deshalb würden sie ihren Kindern nicht raten, die Laufbahn der Eltern einzuschlagen. 21 Prozent würden auf keinen Fall ihren Kindern das Studium empfehlen. Sie sollten vielmehr „etwas Ordentliches“ lernen. 4 Prozent hatten keine Meinung zu dem Thema. An der Umfrage nahmen am 21. und 22. April 2016 insgesamt 399 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.
Und dennoch ist die Pharmazie begehrt: 1744 Abiturienten haben sich im Sommersemester auf Studienplätze beworben – 13,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In München und Marburg konnten die meisten Studenten aufgenommen werden: Jeweils 95 Erstsemester wurden neu immatrikuliert. Laut Stiftung Hochschulstart wurden zum Sommersemester 871 Studienplätze unter den Bewerbern verteilt.
Das Pharmaziestudium befinde sich in einem Wandel, sagt Seniorprofessor Dr. Theo Dingermann im Interview mit APOTHEKE ADHOC. Dingermann ist langjähriger Vorsitzender des Lehr- und Studienausschusses an der Goethe-Universität Frankfurt. Die Studierenden kommen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen von den Hochschulen, so Dingermann. Es ist seiner Meinung nach schwierig, die Erstsemester mit unterschiedlichen Wissensständen – zum Beispiel in der Chemie – auf ein einheitliches Level zu bringen.
Damit die Ausbildung der Nachwuchskräfte dennoch Mindestansprüchen genügt, hat die Bundesapothekerkammer (BAK) beispielsweise die Lerninhalte des Praktischen Jahrs (PJ) in einem Leitfaden zusammengefasst. Da Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) nur die Hälfte ihres PJ zwingend in einer öffentlichen Apotheke absolvieren müssen, ist der Plan auf sechs Monate ausgelegt: Demnach werden PhiP im ersten Monat in den Betrieb eingeführt. Im zweiten Monat soll der PhiP unter Anleitung erste Rezepturen selbst herstellen und erste Beratungsgespräche führen. Auch in Rabattverträge sollte der Jungpharmazeut eingewiesen werden.
Die ABDA empfiehlt, dem Jungpharmazeuten im dritten und vierten Monat Aufgaben in der Warenwirtschaft zu übertragen. Die letzten beiden Monate im Musterausbildungsplan stellen die Apotheke als Wirtschaftsbetrieb vor: Die Praktikanten sollen lernen, mit Industrievertretern zu verhandeln. Der ausbildende Apotheker sollen ihnen das gesetzlich vorgeschriebene Notfallsortiment präsentieren. Des Weiteren kann der Apotheker schwierige Beratungssituationen zu Medikamenten simulieren. Die Apotheke als Arbeitsplatz sei klarer Fokus des Studiums, sagt auch Dingermann, so werden Studierende heute besser auf den Apothekerberuf vorbereitet als früher.