Schließung nach vier Jahren

Apotheker: Pech mit Praxis Carolin Ciulli, 07.07.2024 15:30 Uhr

Wieder eine weniger: Dr. Winfried Brändle hat seine Stadt-Apotheke in Grötzingen Ende Juni geschlossen. Foto: Stadt-Apotheke
Berlin - 

Die Stadt-Apotheke in Grötzingen ist Geschichte. Vier Jahre nach der Übernahme schloss Inhaber Dr. Winfried Brändle Ende Juni seine Filiale – Gründe gab es dafür mehrere. Der Standort entwickelte sich, entgegen der Annahme des Apothekers, zum Nachteil.

Brändle führte die Stadt-Apotheke vier Jahre. Der Betrieb habe bereits damals in niedrigen Umsatzbereich gelegen, sagt er. Die Apotheke erwirtschaftete im Jahr der Übernahme zwischen 1,2 und 1,3 Millionen Euro. „Ich habe damit gerechnet, dass es nach oben gehen wird.“ Doch es kam anders.

Zwar öffnete in der Nachbarschaft wie geplant im gleichen Jahr ein neuer Hausarzt. „Doch die Sprechzeiten waren sehr unregelmäßig“, sagt der Apotheker. „Die Praxis hat nicht funktioniert. Letztlich ging sie kaputt, er ist irgendwann verschwunden.“ Die Patientinnen und Patienten seien nicht informiert worden.

Patienten weg, Kunden weg

Mehrere Monate sei nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger gesucht worden – leider erfolglos. „Die Patienten können nicht warten und haben sich in alle Richtungen verstreut.“ Zurück blieb die Apotheke, die seitdem nur noch eine Arztpraxis um die Ecke hatte. Der Umsatzrückgang habe 50 Prozent betragen. „Das war ein Faktor für die Schließung.“

Dazu seien zuletzt die steigenden finanziellen Belastungen gekommen, wie der angehobene Kassenabschlag oder der Wegfall der Skonti bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. „Diese Verschärfungen treffen vor allem die kleinen Apotheken.“ Weitere Kostensteigerungen seien neue Großhandels- oder Softwaregebühren sowie die gestiegenen Tariflöhne. „Es kam von allen Seiten.“

Light-Apotheken nur Schein-Apotheken

Auch der Personalmangel sei ein Schließungsgrund. Dass die Region im Landkreis Esslingen wirtschaftlich gut aufgestellt sei, helfe nicht. „Denn dann steht man im Wettbewerb um das Personal.“ Er selbst verstehe, dass eine PTA lieber zu einer Krankenkasse geht, wenn sie dort im Homeoffice 1000 Euro mehr pro Monat erhält. Für die Apotheken sei eine Dynamisierung der Vergütung überfällig. Eine wie von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgeschlagene Light-Apotheke würde er nicht eröffnen. Dazu hat Brändle eine klare Meinung: „Das sind Schein-Apotheken. Ich halte sie für kein gutes Konzept und wir als Berufsstand sollten sie nur ablehnen. Das ist Arzneimittelversorgung auf Dritte Welt-Niveau.“