Die Übernahme der Apotheke am Nordertor in Helmstedt in Niedersachsen stand unter keinem guten Stern. Seit 2012 hat Inhaber Dr. Burkhard Schicke immer wieder mit Widrigkeiten zu kämpfen. Für seine Geschäftsidee erhält er nun auch von der Stadt Gegenwind.
Als Schicke die Apotheke vor zehn Jahren kaufte, hatten ihn die Zahlen überzeugt: Genügend Rezepte durch zwei Arztpraxen nebenan, Krankenhausbelieferung mit Röntgenkontrastmitteln, ein Zytostatikalabor und genug Kundenverkehr durch die Lage nur einen Kilometer von der Autobahn von Berlin nach Hannover.
Innerhalb von drei Jahren sah er sich aber mit starken Umsatzeinbußen konfrontiert: Durch Änderungen der Regulatorien fiel die Krankenhausbelieferung weg, aber auch die neuen Anforderungen für die Herstellung von Zytostatika konnten baulich nicht umgesetzt werden. Dann folgte ein Schicksalsschlag in der benachbarten Praxis, seitdem stehen beide Praxen leer. Als nebenan auch noch der Gaststättenbetrieb zur Bewirtung in den Morgenstunden zu besonders günstigen Preisen wechselte, sodass Betrunkene nicht nur den Parkplatz zumüllten, sondern auch die Autos der Kund:innen beschädigten, sahen Schicke und seine Frau sich im Zugzwang: „Wir mussten eine Entscheidung treffen.“
Den Standort wollten die beiden nicht aufgeben, deshalb haben sie, als sich die Gelegenheit ergab, die Räumlichkeiten der Gaststätte gekauft. „Erreichbarkeit und die Unabhängigkeit von Arztpraxen waren mir wichtig“, so Schicke. Nach vielen Sanierungsarbeiten seien dort deshalb neben einem großzügigen Parkplatz auch Räume für ein neues Gewerbe entstanden. Interessenten gebe es auch schon: „Für die Räumlichkeiten interessieren sich ein Bioladen mit Bäckerei und ein Optiker“, so der Inhaber.
Aber die Stadt blockiert das Vorhaben, zu groß sei die Gefahr, das Stadtzentrum zu schwächen. Die Pläne seien nicht konform mit den Einzelhandelskonzept. Seit 2018 befindet sich schon eine Postfiliale mit im Apothekengebäude, die durch Apothekenmitarbeiter:innen betreut wird. Diese Kombination genieße lediglich „Bestandsschutz“, so der Erste Stadtrat von Helmstedt, einer weiteren Ansiedlung von Geschäften stimme er nicht zu.
Weitere Umbauarbeiten, um den Standort aufzuwerten, setzt Schicke aber trotzdem um: Neben einer zweiten Offizin wird aktuell sogar ein Drive-In-Schalter eingerichtet, zusätzlich zu bereits vorhandenen Abholfächern. Die Idee sei ihm aufgrund der vielen Anfragen von Patient:innen gekommen, die aufgrund der Lage nahe der Autobahn bei ihm vorbeifahren würden und immer öfter Vorbestellungen tätigten.
Die zweite Offizin soll Ende des Jahres bezugsfertig sein. Seine Kund:innen unterstützen weiterhin seine Geschäftsidee zur Nutzung der sanierten Räume, er habe schon reichlich Unterschriften gesammelt. Für Patient:innen sei der Standort durch den großen Parkplatz nun deutlich attraktiver, er sei leichter zu erreichen als die Innenstadt und die Fußgängerzone.
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