„Kamele im Schaufenster“

Apotheker kritisiert: Wasserspender statt Protest Lilith Teusch, 08.08.2024 10:59 Uhr

Apotheker Heribert Loeser findet, dass die Standesvertretung falsche Prioritäten setzt. Foto: Heribert Loeser/Medi Apotheke
Berlin - 

Statt Protestplakaten gegen die Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erhält Apotheker Heribert Loeser, Inhaber der Medi Apotheke in Iserlohn, Werbeplakate für Trinkwasserbrunnen von der Kammer. In der aktuellen Situation sei dies völlig unangemessen, findet der Apotheker. Werbung für Wasserspender werde die Apotheken sicher nicht aus der Krise führen.

„Unsere Standesvertretung lässt uns jetzt Kamele ins Schaufenster hängen und fordert, dass wir für Wasserspender Werbung machen!“, kritisiert der Apotheker. Das Plakat wurde ihm direkt zugeschickt, während die Protestplakate gegen die Apothekenreform des Gesundheitsministers von der Abda lediglich zum Download bereitgestellt und von den Apothekern selbst ausgedruckt werden müssen. Als hätten die Apotheken standardmäßig einen A1-Drucker in der Offizin, kritisiert er.

Mehr als 6000 Apotheken seien finanziell angeschlagen und die Standesvertretungen täten entweder nichts oder unterstützten unsinnige Maßnahmen wie die Förderung von Wasserspendern. Gerade gebe es wichtigere Themen. „Während Lauterbach an seinen 2 Prozent Marge festhält, benötigt jeder Rewe-Markt beim Handel mit verderblichen Waren mindestens eine Marge von 8 Prozent“, so Loeser. Viele Inhaber würden bereits unter dem Mindestlohn arbeiten.

Protestaktionen statt Kamele

Statt Werbung für Trinkwasserbrunnen fordert Loeser deutliche Protestaktionen. Er lobt die Proteste in Hessen und bemängelt, dass solche Aktionen bundesweit hätten stattfinden müssen. Die Verbände in anderen Bundesländern scheinen dagegen wenig aktiv zu sein. „Liebe Apothekerkammer, werdet mal wach und setzt euch für uns ein“, appelliert Loeser.

Die von Lauterbach vorgeschlagenen Reformen hält er für nicht praktikabel und sieht darin eine deutliche Unkenntnis des Ministers vom Apothekenalltag. „Wir brauchen Aktionen, die die Bevölkerung auf die Unfähigkeit des Ministers aufmerksam machen“, fordert Loeser.