Inhaber schließt Familienbetrieb

Apotheker: „Ich muss noch bis 77“

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Berlin -

Die langjährigen Mitarbeiterinnen von Apotheker Martin Müller verabschieden sich peu à peu – mit Folgen für seine Betriebe. Der Oberhausener Inhaber musste jetzt die Hirsch-Apotheke schließen, die seit drei Generationen in Familienbesitz war.

Die Hirsch-Apotheke sei im Stadtteil „fest verwurzelt“ gewesen, so Müller. Seit 1907 gab es den Betrieb, seit 1934 war er im Familienbesitz. Doch die bisherige Filialleitung, die seit etwa 40 Jahren für die Familie tätig war, ging in Rente – und einen Ersatz zu finden, war nicht möglich. Der Personalmangel sei ein großes Problem. Mehrere Angestellte seien „Urgesteine“ und seit vielen Jahrzehnten in den Apotheken tätig.

Hinzu komme, dass ein Arzt weggefallen sei, sagt er. Insgesamt sei die wirtschaftliche Situation für die Apotheken schlecht. „Vor fünf Jahren hätte ich den Laden noch offengehalten.“ Doch alles sei teurer geworden, nicht nur die Gehälter, sondern auch beispielsweise die Kosten für Computersoftware. Da verliere er schnell den Überblick. Außerdem komme ein Gesundheitsminister, der die Apotheken belächle und ihnen nicht zuhöre.

Mit jetzt 18 Angestellten fühlt sich der Inhaber gut aufgestellt und wirtschaftlich relativ abgesichert für seine verbliebenen Betriebe. Die Gutenberg-Apotheke übernahm er 2021, die West-Apotheke vor zehn Jahren.

Arbeiten bis 77

Der 57-Jährige denkt nicht an ein baldiges Aufhören und Abgeben der Apotheken. „Ich muss noch bis 77 arbeiten. Ich wüsste keine Alternative, wenn ich mir meine Rente anschaue“, sagt er. Derzeit ist er mit der Räumung der Hirsch-Apotheke beschäftigt. „Ich habe Plakate ins Schaufenster gehängt, die über die Gründe informieren.“ Auf rotem Papier informiert er über die aktuellen Missstände.

Wenig Verständnis bei Social Media

Damit gelangte Müller in die Zeitung. In dem Artikel kritisiert er Karl Lauterbach (SPD) und äußert sich zur Gesundheitspolitik. Die Kommentare auf den Bericht findet er „ärgerlich“. Denn dort fehlt Verständnis für die Situation der Apotheken: „Es gebe einfach zu viele Apotheken und Krankenhäuser. Gut, dass Lauterbach das anpasst“, schreibt eine Nutzerin. „Die Apotheken dürfen sich nicht beschweren. Sie hatten schon immer Apothekerpreise, und wenn sich Kunden abwenden, kann man nicht helfen“, heißt es von einem anderen.

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