Apotheker: „Hiobsbotschaft“ Praxisschließung Carolin Ciulli, 09.03.2024 08:14 Uhr
Die Rheinland-Apotheke in Duisburg hat plötzlich ihren Hauptverordner verloren. Der Arzt habe die Praxis über der Apotheke von heute auf morgen geschlossen, sagt Mitinhaber Erol Gülsen. Die Nachricht sei eine „Hiobsbotschaft“ gewesen – glücklicherweise fand sich schnell Ersatz und die Apotheke ist gerettet.
Die Nachricht vom Ruhestand von Dr. Volker Hunsmann war ein Schock für Gülsen. Zwar sei der Mediziner bereits über 60 Jahre alt gewesen, allerdings sei die Apotheke nicht über das Praxis-Aus informiert worden. Auch die Patient:innen hätten nichts von dem Ruhestand erfahren. Lediglich ein Aushang habe darüber informiert. „Das tat uns schon weh, als wir gesehen haben, wie sie die Akten abgeholt haben.“
Schlaflose Nächte für Apotheker
Dem Apotheker und seinem Bruder Muhammed, mit dem er drei Apotheken in einer Offenen Handelsgesellschaft (OHG) betreibt, bereitete die Nachricht schlaflose Nächte. Zwischen 30 und 40 Prozent der Rezepte seien von diesem Arzt gekommen. Zwar hätten viele betroffene Kund:innen angekündigt, weiter in die Apotheke zu kommen, doch das sei nicht realistisch. „Vielleicht kämen 20 Prozent wieder“, so der Apotheker.
Eine Praxisschließung hätte „signifikante, schlimme Auswirkungen“ gehabt. Rezepte sind die wichtigste Erlösquelle der Apotheken: Etwa 84 Prozent des Gesamtumsatzes entfielen 2022 laut Abda-Zahlen auf verschreibungspflichtige Arzneimittel. OTC-Produkte machen knapp 8 Prozent aus. „Ohne den Verordner wäre die Apotheke ein Betrieb geworden, der keinen Spaß macht.“ Zuletzt sei in den Standort viel investiert worden.
Nachfolger stellt sich vor
Doch wie das Aus kam auch der Nachfolger quasi über Nacht. Gestern stellte sich der Allgemeinmediziner Erkan Tasci in der Apotheke vor und kündigte an, die Praxis zu übernehmen. Der Arzt führt gemeinsam mit Kollegen in Duisburg das Hausarztzentrum Homberg und betreibt den Standort im Westen der Stadt künftig als Zweigstelle. „Das ist ein guter Arzt. Für die Versorgung wäre es schlecht gewesen, wenn die Praxis ganz weggefallen wäre“, sagt Gülsen.
Zeitfresser E-Rezept
Mit dem E-Rezept läuft es in Duisburg wie bei vielen anderen Kollegen:innen eher durchwachsen. Noch beschere die digitale Verordnung dem Team mehr Aufwand als das Papierrezept, so Gülsen. „Es ist wie eine Betaphase. Wir machen nichts anderes, als E-Rezepte nachzuarbeiten.“ In der vergangenen Woche habe er damit zehn Stunden verbracht.